Freitag, 19. April 2024
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WM-Botschafter von Katar nennt Homosexualität „geistigen Schaden“

Protest aus allen Lagern - von der Politik bis zum FC-Bayern-Fanblock

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Als „geistigen Schaden“ bezeichnete Khalid Salman, Botschafter für die Fußball-WM in Katar und ehemaliger Nationalspieler des Emirats, Homosexualität in einer Dokumentation des ZDF. Nun fordert der LSVD Konsequenzen von der deutschen Innenministerin Faeser – doch die wiegelt ab.

„Lass uns über Schwule reden“, sagt WM-Botschafter Salman dem ZDF

„Während der WM werden viele Dinge hier ins Land kommen. Lass uns über Schwule reden“, sagte Salman in einem Interview für die ZDF-Dokumentation „Geheimsache Katar“ von Jochen Breyer und Julia Friedrichs. Jeder würde akzeptieren, „dass sie hierherkommen“, so der WM-Botschafter: „Aber sie werden unsere Regeln akzeptieren müssen.“

Salman sagte, er habe vor allem Probleme damit, wenn Kinder Schwule sähen: Denn diese würden dann etwas lernen, was nicht gut sei. In seinen Augen ist Homosexualität „haram“ und verboten. „Es ist ein geistiger Schaden“, fügte er hinzu – bevor das Interview sofort durch den Pressesprecher des WM-Organisationskomitees abgebrochen wurde.

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Vor dem FIFA-Museum protestierten Schweizer LGBTI-Aktivist:innen

Eine Aussage, die international für Schlagzeilen sorgte: Der Schweizer Schwulenverband Pink Cross protestierte am Dienstag gemeinsam mit anderen Organisationen mit einer Kuss-Aktion vor dem Museum des Weltfußball-Verbandes FIFA in Zürich.

Höhepunkt der Protestaktion war ein nachgestelltes Fußball-Spiel aus LGBTQ-Kickern einerseits sowie einer Spielgemeinschaft aus fiktiven Vertretern von FIFA und Polizei. Symbolisch tauschte der FIFA-Spieler sein Trikot gegen einen Dress der LGBTQ-Mannschaft und erzielte danach ein Tor. Die Spieler küssten sich anschließend „für Liebe und Gleichheit“.

„Nicht einmal zwei Wochen vor der WM hetzt der offizielle WM-Botschafter gegen queere Menschen“, erklärte Pink-Cross-Geschäftsführer Roman Heggli: „Es braucht nun ein klares Zeichen der Solidarität – von Fußballern, Mannschaften und Fans!“

Goretzka: Salmans Aussagen sind „absolut inakzeptabel“

Und auch in Deutschland führte die Aussage Salmans für Widerspruch – auch dort, wo man es zunächst nicht erwartet: Beim Liga-Spiel von Bayern München gegen Werder hielten Bayern-Fans ein Banner hoch, auf dem stand: „Damaged mind? F*** you Khalid & Co.“ Bayern-Spieler Leon Goretzka nannte die Aussagen Salmans „absolut inakzeptabel“.

Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, fordert einen Teil-Boykott der Fußball-WM in Katar. Die WM dürfe weder für Katar noch für die FIFA ein Erfolg werden, sagt Lehmann im ZDF. Der stellvertretende FDP-Vorsitzende Johannes Vogel nennt die Äußerungen „widerwärtig“.

Für den LSVD kommt Salmans Meinung nicht überraschend

Für den deutschen Lesben- und Schwulenverband (LSVD) kommen Salmans Aussagen nicht überraschend. „Wenn das Organisationskomitee der FIFA-Fußballweltmeisterschaft queere Fans scheinbar willkommen heißen möchte und dann ein WM-Botschafter solch verstörende Bemerkung macht, beweist es die Bedrohung des Regimes gegenüber queeren Menschen“, so LSVD-Sprecher Alfonso Pantisano. 

Er fordert, dass das deutsche Außenministerium eine Reisewarnung für queere Menschen ausspricht. Außerdem soll Innen- und Sportministerin Nancy Faeser von der SPD nicht nach Katar reisen, fordert der LSVD. Faeser war erst zuletzt in die Kritik geraten, weil sie nach einer Reise nach Katar sagte, sie könne Lesben und Schwulen „guten Gewissens“ eine Reise zur Fußball-WM nach Katar empfehlen.

Deutsche Innenministerin schlängelt mit ihren Aussagen

Doch sie dürfte ihre Meinung nicht ändern: „Natürlich sind solche Aussagen furchtbar“, so Faeser, zuständig für die Sicherheit sei aber der dortige Innenminister und dieser habe nichts an seinen bisherigen Aussagen geändert. Deswegen halte sie an ihren Reiseplänen fest.

Homosexualität ist in Katar verboten und wird mit bis zu sieben Jahren Haft bestraft. Wie die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) dokumentiert hat, wurden queere Menschen in Katar ohne Anklage in einem unterirdischen Gefängnis in Al Dafneh festgehalten und misshandelt – in einem Fall für zwei Monate in Einzelhaft.

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