Kurz vor Weihnachten wurde in Berlin-Lichtenberg das Grab der trans Frau Ella geschändet. Das berichtet der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Sachsen-Anhalt, bei dem sie sich ehrenamtlich engagiert hat, auf Twitter. Es ist mindestens die vierte Schändung des Grabes seit ihrem Tod im September 2021.
Ein Schmähgedicht und ein Foto der brennenden Ella lagen auf dem Grab
Unter anderem wurde Ellas Totenruhe durch Sex-Toys und ein Schmähgedicht gestört. Auf der Rückseite des Schmähgedichts war ein Foto von Ella, das zeigt, wie sie sich in ihrer Verzweiflung am Berliner Alexanderplatz verbrannt hat – ein Bild, das die queere Community aus Respekt und Pietät immer vermieden hat zu zeigen.
Wer hinter der erneuten Grabschändung steckt, ist unklar. Der LSVD Sachsen-Anhalt schreibt, „TERF-Hass mischt sich mit religiösem Wahn“. Das Schmähgedicht selbst lässt eher auf einen religionsfanatischen Hintergrund der unbekannten Täter:innen schließen.
Solidaritätskundgebung am 23. Dezember als Zeichen gegen Hass auf trans Menschen
Als Reaktion auf die Grabschändung gab es am 23. Dezember am Eingang des Zentralfriedhofs Friedrichsfelde, auf dem Ella ihre letzte Ruhe gefunden hat, eine stille Kundgebung mit reger Beteiligung. Weitere Details zur Tat sind zur Zeit nicht bekannt.
Es ist zumindest die vierte Attacke auf Ellas Grab auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin. Bereits Anfang des Jahres, am ersten und vierten Jänner, hatten Unbekannte ihre letzte Ruhestätte verunstaltet. Ende Juli waren ebenfalls Hassbotschaften und Gegenstände auf das Grab gelegt worden, die sich „über die Umstände ihres Todes sowie ihr trans-Sein verächtlich“ gemacht hätten, so der LSVD Sachsen-Anhalt.
Die trans Frau Ella Nik Bayan wurde 1980 geboren. Sie flüchtete im Jahr 2015 aus dem Iran nach Deutschland. Im sachsen-anhaltinischen Magdeburg war sie unter anderem in einem Projekt für queere Geflüchtete aktiv. Dann zog sie nach Berlin, wo sie sich im September 2021 am Alexanderplatz mit einer brennbaren Flüssigkeit übergoss und anzündete. Kurze Zeit später erlag sie ihren Verletzungen.
Wie sämtliche Medien berichtet GGG.at normalerweise nicht über (mutmaßliche) Selbsttötungen oder deren Versuch – außer, sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Dadurch wollen wir keinen Anreiz zur Nachahmung geben. Wenn Sie selbst depressive oder ähnliche Gedanken haben, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge unter http://www.telefonseelsorge.at/ oder der österreichweiten Rufnummer 142. In Deutschland ist die Telefonseelsorge rund um die Uhr unter der Telefonnummer (0800) 1110111 erreichbar. In der Schweiz ist die „Dargebotene Hand“ unter der Rufnummer 143 erreichbar.