Samstag, 20. April 2024
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„Pell go to hell“: Proteste bei Trauerfeier für umstrittenen Kardinal

Er war einer der umstrittensten Kirchenfürsten der Gegenwart – auch über sein irdisches Leben hinaus: Bei der Trauermesse für Kardinal George Pell am Donnerstag in Sydney ist es zu wütenden Protesten gekommen, es gab ein großes Aufgebot an Polizei.

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George Pell war vor drei Wochen in Rom an den Folgen einer Routineoperation im Alter von 81 Jahren gestorben. Er war der ranghöchste Geistliche der römisch-katholischen Kirche, dem Kindesmissbrauch vorgeworfen wurde.

Vom Vorwurf des Kindesmissbrauchs wurde er freigesprochen

So wurde er 2018 in Australien wegen des Vorwurfs, zwei Chorknaben zum Oralverkehr gezwungen zu haben, zu sechs Jahren Haft verurteilt. Im Jahr 2020 wurde er aber in einem Berufungsverfahren nach rund 13 Monaten Haft freigesprochen und aus dem Gefängnis entlassen. Pell selbst hatte die Anschuldigungen immer bestritten.

Demensprechend zweigeteilt war auch die Stimmung bei der Trauermesse in der St. Mary’s Cathedral in Sydney. So strömten tausende am Donnerstag zu der Kirche, in der Pell seit Mittwoch aufgebahrt war, um Abschied zu nehmen. Viele verfolgten das Requiem auf Leinwänden vor der Kathedrale.

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LGBTI-Aktivist:innen und Missbrauchsbetroffene erinnerten an das Leid

Zahlreiche Menschen brachten an einem Zaun bunte Bänder im Gedenken an Missbrauchsopfer an. Trauernde versuchten, diese wieder abzureißen. Die Polizei errichtete sicherheitshalber eine Pufferzone zwischen den Gruppen. „Wir sind nicht hier, um Ärger zu machen, wir sind hier, um auf den Missbrauch aufmerksam zu machen, das ist alles“, betonte ein Demonstrant.

Auch die konservativen Ansichten von George Pell wurden von vielen Demonstrierenden kritisiert. So lehnte er sowohl die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare als auch Abtreibungen strikt ab. Unter dem Motto „Pell go to hell“ („Pell, fahr zur Hölle“) demonstrierten LGBTI-Organisationen, Missbrauchsbetroffene sowie deren Angehörige. 

Die römisch-katholische Kirche steht weiter hinter George Pell

Die römisch-katholische Kirche Australiens steht weiter hinter Pell. „Auch nachdem er vom High Court einstimmig entlastet wurde, dämonisierten ihn einige weiterhin“, sagte etwa Erzbischof Anthony Fisher, der die Messe zelebrierte. Pell habe ein großes Vermächtnis hinterlassen und sei der „einflussreichste Kirchenmann in der Geschichte der Nation“ gewesen.

Nicht anwesend war hingegen die australische Spitzenpolitik: Premierminister Anthony Albanese und Dominic Perrottet, Premier des Bundesstaates New South Wales, nahmen nicht an der Messe teil. Die australische Regierung hatte schon kurz nach Pells Tod ein Staatsbegräbnis ausgeschlossen. Pell wurde in der Krypta der Kathedrale beigesetzt.

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