Donnerstag, 25. April 2024
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US-Forscher entwickeln „Pille danach“ für Geschlechtskrankheiten

Ein Antibiotikum, das einmalig als „Pille danach" eingenommen wird, kann die Ansteckung mit bakteriellen sexuell übertragbaren Krankheiten wie Syphilis, Tripper oder Chlamydien deutlich verringern.

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Eine einmalige Dosis des Antibiotikums Doxycyclin nach dem ungeschützten Sex kann die Ansteckung mit bakteriellen sexuell übertragbaren Krankheiten deutlich verringern. Das geht aus einer Studie aus den USA hervor, die am Mittwoch im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde.

Eine Möglichkeit für schwule und bisexuelle Männer, die PrEP nehmen

Untersucht wurden rund fünfhundert Männer, die Sex mit Männern haben, sowie trans Frauen. Sie leben entweder mit HIV oder schützen sich mit der PrEP vor dem Virus – und haben sich im Jahr vor Beginn der Studie mit einer sexuell übertragbaren Krankheit angesteckt.

Diese Gruppe gilt für andere sexuell übertragbare Krankheiten als besonders gefährdet, da sie durch den Schutz vor einer HIV-Infektion öfter ungeschützten Verkehr haben, so Georg Stary vom Institut für Dermatologie an der Medizinuniversität Wien. Deshalb würden sie sich auch öfter mit anderen Geschlechtskrankheiten anstecken. Für die Wissenschaftler handelt es sich um eine „Patientenkohorte mit Hochrisikoprofil“. 

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Wenn sich diese Gruppe seltener mit sexuell übertragbaren Krankheiten ansteckt, seien insgesamt weniger in Umlauf, hoffen die Experten: „Dementsprechend werden unter Umständen auch diejenigen geschützt, die das Medikament nicht prophylaktisch einnehmen“, so Stary.

Zwei Drittel weniger bakterielle Infektionen

Für die Studie wurden die Probanden im Verhältnis 2:1 in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe wurde gebeten, innerhalb von 72 Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr 200 Milligramm Doxycyclin einzunehmen, die andere Gruppe bekam eine Standardbehandlung ohne das Antibiotikum.

Das Ergebnis lässt aufhorchen: Wird Doxycyclin innerhalb von 72 Stunden nach dem ungeschützten Sex genommen, lassen sich rund zwei Drittel der Infektionen mit Krankheiten wie Syphilis, Tripper oder Chlamydien verhindern. Die Teilnehmer:innen haben das Antibiotikum durchschnittlich vier Mal pro Monat genommen.

Auf Europa ist das Ergebnis nicht unbedingt übertragbar

Allerdings gibt es einen Wermutstropfen – und das sind in diesem Fall Antibiotika-Resistenzen. Bei der Studie sei es vermehrt bei Gonokokken, die Tripper übertragen, zu Resistenzen gekommen. Daher könne die Anwendung nicht generell empfohlen werden. Wenn überhaupt, sei sie nur für eine selektive Gruppe sinnvoll.

Auch lässt sich das Ergebnis aus den USA nur bedingt auf Europa anwenden. Denn während in den Vereinigten Staaten 25 Prozent der Gonokokken nicht mehr auf Doxycyclin reagieren, sind es in Europa fast drei Mal so viel, in Deutschland sogar fast 80 Prozent.

Auch eine längerfristige Einnahme sei nicht zu empfehlen, betont Norbert Brockeyer vom Zentrum für Sexuelle Gesundheit und Medizin am Katholischen Klinikum Bochum: „Man muss davon ausgehen, dass es eine deutliche Veränderung des Mikrobioms geben wird und bei langer Anwendung auch vermehrt Nebenwirkungen auftreten werden“, so der Experte.

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