Mittwoch, 24. April 2024
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Rechte Demos gegen Drag Queens: Vorerst keine Schutzzone vor der Villa

Am 16. April findet in der Türkis Rosa Lila Villa eine Drag Queen Lesung für Kinder statt. Rechte Gruppen wollen vor dem Gebäude demonstrieren, es hat sich auch eine Gegendemonstration angekündigt. Eine Sperrzone, die die Villa vor dem rechten Mob wirksam schützen könnte, soll es nicht geben.

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Veranstaltungen im Villa Vida Café, das in der Türkis Rosa Lila Villa beheimatet ist, erreichen normalerweise nicht viel Aufmerksamkeit. Beim Drag Brunch am kommenden Sonntag, dem 16. April, ist das anders. Denn an diesem Tag ist auch eine Drag-Queen-Lesung für Kinder geplant. Und das ruft Rechte in vielen Schattierungen auf den Plan.

Seit Wochen mobilisieren Rechte – das Konzept der Polizei bleibt unklar

Seit Wochen mobilisieren rechte Gruppen gegen die Veranstaltung, mehrere rechtsextreme und erzkonservative Gruppen haben für Sonntag Kundgebungen und Demonstrationen vor der Villa an der Linken Wienzeile angekündigt. Organisatoren wie Polizei rechnen mit mehreren hundert Teilnehmern. Der Schutz der Villa und der Veranstaltung durch die Exekutive ist dabei ausbaufähig, kritisieren etwa die Grünen Andersrum Wien.

„Bisher ist noch nicht klar, wie die Polizei gewährleisten will, dass Kinder und ihre Familien ungestört und sicher zu und von dieser Lesung kommen können. Es fehlen die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen seitens der Polizei und der Stadt. Wir sprechen uns daher klar für eine großflächige Schutzzone direkt vor der Villa aus”, so Katharina Schöll, Sprecherin der Grünen Andersrum Wien.

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Keine Schutzzone, nur fünf Meter Abstand

Nach Informationen von GGG.at soll es keine Schutzzone geben, wie sie etwa von der Grünen Nationalratsabgeordneten Ewa Ernst-Dzieszic oder SPÖ-Gleichbehandlungssprecher Mario Lindner gefordert wurde. Solche Schutzzonen hat es in Wien zuletzt etwa beim Akademikerball oder der Tagung der Gasindustrie gegeben – Proteste durften nur außerhalb dieser Zone stattfinden. 

Stattdessen sollen die rechten Demonstranten nur fünf Meter Abstand zur Türkis Rosa Lila Villa halten müssen. Dass das Gebäude, in dem sich auch mehrere Wohngemeinschaften befinden, derzeit eingerüstet ist, ist ein zusätzliches Sicherheitsrisiko. Lindner fordert deshalb, dass die Polizei alle Demonstrationen in den angrenzenden Straßen untersagt. Das einzige, was bei diesen Kinderbuchlesungen Kinder gefährde, „sind rechtsextreme Störaktionen und die politische Hetze der FPÖ“, so Lindner.

„Es geht nicht um den Schutz der Kinder, sondern darum, Respekt und Vielfalt zerstören zu wollen“

„Dass jetzt nicht nur zu Demos gegen, sondern auch während solch einer Kinderbuchlesung aufgerufen wird, kann man mit Fug und Recht als Aufhetzung bezeichnen“, ärgert sich auch SPÖ-Gemeinderätin Nicole Berger-Krotsch: „Drinnen soll für und mit Kinder(n) gelesen werden, während draußen Menschen lautstark gegen die LGBTIQ-Community wettern? Wie muss das auf die Kinder wirken? Das ist verstörend und verängstigend! Nicht die Lesung.“

Thomas Weber, LGBTIQ*-Sprecher der Wiener Neos, ergänzt: „Abermals zeigen diese absurden Proteste, dass es dieser rechten Bewegung nicht um den Schutz der Kinder geht, sondern darum, die Werte Respekt, Vielfalt und Akzeptanz als Grundsäulen unserer liberalen Gesellschaft zerstören zu wollen“

Polizei möchte die geplanten Maßnahmen noch nicht kommunizieren

Die Landespolizeidirektion Wien verweist gegenüber dem ORF Wien in diesem Zusammenhang, dass man sich gerade in der intensiven Einsatzplanung befinde. Diese sei noch nicht abgeschlossen. Deswegen könne man konkrete Maßnahmen derzeit noch nicht kommunizieren. Das kritisiert Weber: „Ich erwarte mir, dass sich die Landespolizeidirektion Wien der aktuellen Bedrohungssituation bewusst ist“, sagt er.

In der Türkis Rosa Lila Villa finden nicht nur etliche Vereine der Community ihre Heimat, es gibt dort auch Wohngemeinschaften, in denen etwa geflüchtete LGBTI-Personen ein neues Zuhause gefunden haben. „Die Villa ist ein sicherer Raum für zwei der vulnerabelsten Gruppen in der Stadt, Geflüchtete und LGBTIQ+“, betont auch die Grüne Gemeinderätin Viktoria Spielmann.

In der Villa befinden sich „zwei der vulnerabelsten Gruppen in der Stadt“

„Die Türkis Rosa Lila Villa anzugreifen, heißt, den Kern der Regenbogenhauptstadt Wien anzugreifen“, so Spielmann weiter: „Es kann nicht sein, dass Bewohner:innen der Villa und die LGBTIQ+ Community durch rechte Hetze und enormes Polizeiaufgebot Angst haben müssen“, ärgert sich die Grüne Gemeinderätin. „Dass dabei Kinder überhaupt erst in mögliche Gefahr gebracht werden, ist paradox und einfach nur traurig“, fügt ihre SPÖ-Kollegin hinzu.

Die Türkis Rosa Lila Villa war erst vor kurzem Angriffsziel: Mutmaßliche rechtsextreme Täter kletterten in der Nacht auf den 29. März auf das Baugerüst, befestigten dort ein Plakat mit einer gegen die Community gerichteten Parole und verteilten Hunderte Flugblätter. Drei Tatverdächtige, österreichische Staatsbürger, wurden vorübergehend festgenommen und wegen Verhetzung angezeigt.

Update 16:00: Stellungnahme von Thomas Weber hinzugefügt

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