Mittwoch, 11. September 2024
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    HomeSportOlympia"Trans-Panik" um zwei Boxerinnen bei Olympia: Steckt Russland dahinter?

    „Trans-Panik“ um zwei Boxerinnen bei Olympia: Steckt Russland dahinter?

    Auch, wenn in Sozialen Netzwerken gerade oft das Gegenteil behauptet wird: Bei den Olympischen Spielen in Paris gibt es keine trans Sportlerinnen. Hinter der Aufregung um zwei Boxerinnen könnte der Versuch Moskaus stehen, die Spiele zu destabilisieren.

    Für jede Menge Empörung unter rechten und transfeindlichen Kreisen sorgen derzeit zwei Teilnehmerinnen beim Olympischen Boxbewerb. Denn mit der Algerierin Imane Khelif und die Taiwanesin Lin Yu-ting sollen zwei angeblich nicht-weibliche Teilnehmerinnen beim Turnier teilnehmen.

    Rechte und Transfeinde treiben die Empörungsspirale hoch

    In Postings wird von „biologischen Männern, die Frauen verprügeln“ gesprochen, Donald Trump verspricht seinen empörten Fans, „Männer aus dem Frauensport“ herauszuhalten, und die transfeindliche Schriftstellerin J.K. Rowling bezeichnet Khelif geradeheraus als „Mann“.

    Auch die Zeitschrift Emma, in besseren Zeiten ein Leitmedium für die Rechte aller Frauen, echauffiert sich über die „als Mann geborene algerische Transfrau“ – obwohl mittlerweile sogar der Algerische Sportverband betont hat, Khalif als Frau geboren wurde und immer als Frau gelebt hat.

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    Trotz der Aufregung: Das IOC bewahrt kühlen Kopf

    Doch das Internationale Olympische Komitee (IOC) lässt sich dadurch nicht beeindrucken. „Jede Person hat das Recht, ihren Sport ohne Diskriminierung treiben zu können“, macht das IOC in einem ausführlichen Statement klar. Es gebe in den Medien „irreführende Informationen über zwei Athletinnen, die an den Olympischen Spielen 2024 in Paris teilnehmen“.

    Denn Khelif und Lin hätten „schon viele Jahre in der Frauenkategorie mitgemacht“, wie das IOC weiter erklärt – unter anderem auch bei den Olympischen Spielen von Tokio oder bei mehreren Weltmeisterschaften des Boxverbandes IBA, der mittlerweile von den Olympischen Spielen ausgeschlossen wurde.

    Die Spuren zum angeblichen Skandal führen nach Russland

    „Diese zwei Athletinnen sind Opfer einer plötzlichen und willkürlichen Entscheidung der IBA gewesen. Während der IBA-WM 2023 wurden sie plötzlich und ohne ordnungsgemäßes Verfahren disqualifiziert“, spricht das IOC Klartext. Denn was auch deutschsprachige Medien gerne verschweigen: Der Boxverband IBA ist von Geld aus Russland abhängig, Ihr Präsident ist der Russe Umar Kremlew, ein enger Vertrauter von Präsident Wladimir Putin.

    Und weil russische Athlet:innen nach einem Doping-Skandal nicht unter russischer Flagge teilnehmen dürfen, hat Putin mit dem IOC noch eine Rechnung offen. Seitdem wird gezündelt: So sollte etwa eine erfundene Meldung, dass in Pariser Hotels eine Bettwanzen-Plage herrscht, für weniger Gäste bei den Spielen sorgen. Wie sich später herausstellte, hatte diese von vielen internationalen Medien übernommene Meldung ihren Ursprung in Russland.

    Für die Aussagen des Box-Chefs gibt es keine belegbaren Beweise

    Und hier gibt es durchaus Ähnlichkeiten zum Fall der beiden Boxerinnen. Angeblich hätten die beiden Frauen einen Geschlechtstest nicht bestanden. Doch nachprüfbare Details dazu sind Mangelware. Hauptquelle sind diffuse Aussagen von Kremlew über „XY-Chromosomen“ der beiden Sportlerinnen, die er gegenüber der vom Staat kontrollierten russischen Nachrichtenagentur TASS gemacht hat. 

    Und auch die Daten sprechen dagegen, dass es sich bei Imane Khelif und Lin Yu-ting um männliche Boxer handelt, die von Frauen nicht zu bezwingen sind: Bei den Olympischen Spielen in Tokio schied Lin im Achtelfinale aus, Khelif verlor im Viertelfinale gegen die Irin Kellie Harrington.