Es war am Sonntag gegen 1.00 Uhr früh, als zwei schwule Männer in ihren Zwanzigern vor einem Osloer Restaurant von einer Gruppe Teenager mit einem Messer angegriffen wurden. Polizei und Staatsanwaltschaft gehen von einem Hassverbrechen aus Schwulenhass aus. Die Hauptverdächtigen, erst 17 Jahre alt, sind einschlägig polizeibekannt. Gegen sie wurde bereits wegen mehrerer Delikte ermittelt.
Gerade waren die Narben nach dem Anschlag von 2022 verheilt
Und auch in der norwegischen LGBTI-Community sorgt der Angriff für Unbehagen – verheilen doch gerade erst die Narben, die der islamistische Anschlag im Juni 2022 ins kollektive Bewusstsein gerissen hatte: Ein Attentäter schoss im Juni 2022 unter anderem vor einer beliebten Schwulenbar um sich. Dabei starben zwei Menschen, 21 weitere wurden verletzt. Er wurde erst vor einem Monat zu 30 Jahren Haft verurteilt.
Nun der neue Angriff auf die Community – und er erfüllt auch Marianne Gulli mit Sorge. Sie ist die Vorsitzende für Oslo im norwegischen LGBTI-Verband FRI. Gegenüber dem Norwegischen Rundfunk NRK sagt sie, dass der Hass gegen queere Menschen im Vorfeld der Oslo Pride spürbar und sichtbar war.
Auch in Norwegen gibt es mehr Hassverbrechen
Gulli sagt, dass die Zahl der Hassverbrechen gegen queere Menschen auch in Norwegen zunimmt. „Als Gesellschaft müssen wir diese Herausforderung ernst nehmen. Solche Taten kommen von irgendwoher und wir müssen daran arbeiten, diesem Hass entgegenzuwirken“, betont sie.
Sie fordert, dass die Polizei den Kampf gegen Hasskriminalität verstärken muss: Sowohl bei den Ermittlungen als auch, was für sie noch wichtiger ist, bei der Prävention.
Dass die Tatverdächtigen so jung sind, gibt Anlass zur Sorge
Dass die Tatverdächtigen erst zwischen 14 und 17 Jahre alt sind, macht ihr besondere Sorgen. Es sei „ernst, dass solche jungen Menschen einen solchen Hass gegen queere Menschen hegen“, so Gulli.
Hier kann die norwegische Gesellschaft nicht wegsehen, so die Aktivistin: „Auch wir als Gesellschaft haben diese Kinder im Stich gelassen, wenn sie in einem so jungen Alter einen solchen Hass empfinden“, ist Gulli überzeugt.