Werner Mayrhofer gelingt mit „Johannisnacht – Zeit zu sterben“ ein atmosphärisch dichter Kriminalroman, der die Abgründe menschlicher Geheimnisse und die Zerbrechlichkeit jugendlicher Identitätsfindung meisterhaft in den Mittelpunkt rückt.
Als Lukas aus Wien kommt, verändert sich das Leben von Markus
Im Fokus steht Markus, ein 18-jähriger junger Mann, der in einem kleinen Dorf irgendwo in Österreich lebt und sich plötzlich mit einer Reihe von unerwarteten und lebensverändernden Ereignissen konfrontiert sieht.
Die Geschichte beginnt mit der Ankunft von Lukas, einem Fußballspieler aus Wien, der Markus‘ Leben auf den Kopf stellt. Markus muss nicht nur seine Gefühle für Lukas und die damit verbundene Unsicherheit bezüglich seiner Sexualität navigieren, sondern auch den Schock über das plötzliche Verschwinden seiner Ex-Freundin verdauen.
Aus der Coming-of-Age-Story wird schnell ein handfester Thriller
Der Roman startet als typische Coming-of-Age-Story, entwickelt sich aber schnell zu einem komplexen Thriller, der die Idylle des Dorflebens auf den Kopf stellt. Mayrhofer verwebt die anfängliche Unbeschwertheit von Markus‘ Jugend und die aufkeimenden Liebesgefühle nahtlos mit den düsteren Enthüllungen, die nach dem Fund einer Leiche ans Licht kommen.
Die Ermittlungen des Kommissars Rieder, der selbst von seiner Vergangenheit verfolgt wird, bringen Stück für Stück schockierende Geheimnisse ans Tageslicht, die nicht nur Markus, sondern auch seine gesamte Familie betreffen.
Die Figuren sind sehr plastisch gezeichnet
Die Zeichnung der Charaktere ist eine der großen Stärken des Romans. Markus‘ innerer Konflikt, hervorgerufen durch seine aufkeimenden Gefühle für Lukas und die Entdeckung, dass seine Familie in dunkle Machenschaften verwickelt ist, zieht den Leser unweigerlich in die Geschichte hinein.
Mayrhofer gelingt es meisterhaft, die Emotionen und die Verzweiflung seines Protagonisten authentisch und eindringlich zu vermitteln. Diese persönliche Ebene verleiht der Krimihandlung eine zusätzliche Dimension und sorgt dafür, dass die Leser:innen nicht nur am Ausgang des Krimis, sondern auch an Markus‘ persönlicher Entwicklung interessiert sind.
Der Roman bleibt durchgehend fesselnd
Der Spannungsbogen wird konsequent aufgebaut und durch eine Reihe von überraschenden Wendungen getragen. Einige dieser Wendungen sind allerdings etwas zu konstruiert und bringen den ansonsten dichten Plot gelegentlich ins Stocken.
Dennoch bleibt der Roman durchgehend fesselnd, insbesondere durch die geschickte Verzahnung von familiären Geheimnissen, ersten Liebeserfahrungen und dem bedrohlichen Schatten des Verbrechens.
Letztlich ist „Johannisnacht – Zeit zu sterben“ ein fesselnder Roman, der durch seine spannende Krimihandlung und die feinfühlige Darstellung jugendlicher Unsicherheiten überzeugt. Auch die dunklen Abgründe der menschlichen Psyche werden auf eindrucksvolle Weise beleuchtet.
Eine beklemmende Atmosphäre bis zur letzten Seite
Mayrhofer schafft eine beklemmende Atmosphäre, die den Leser bis zur letzten Seite in ihren Bann zieht. Fans von psychologisch anspruchsvollen Thrillern und Coming-of-Age-Geschichten werden hier voll auf ihre Kosten kommen.
Werner Mayrhofer wurde 1967 in Niederösterreich geboren. Er lebt seit 1991 in Wien, gemeinsam mit seinem Partner. Wie seine Hauptfigur ist er in einer dörflichen Umgebung aufgewachsen. Mayrhofer hat seine Leidenschaft für das Schreiben wiederentdeckt, nachdem er in den frühen 1990er-Jahren an einer lyrischen Anthologie mitgewirkt hatte.