Freitag, 19. April 2024
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Transfeindlichkeit: „Emma“ macht gegen Tessa Ganserer mobil

Die trans Abgeordnete sei "ein Mann, dem das Mandat nicht zusteht"

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Lang ist es her, dass das Magazin Emma von Alice Schwarzer die Speerspitze des deutschsprachigen Feminismus war. Mittlerweile macht das Blatt unter anderem durch eine transfeindliche Haltung von sich reden. Aktuell im Visier: Die Grüne Bundestagsabgeordnete Tessa Ganserer, die nach Meinung der Emma zu Unrecht auf einem „Frauenquotenplatz“ sitze.

Ganserer wird mit ihrem Deadname genannt und als Mann angesprochen

Bereits im ersten Satz ihres Artikels macht Emma klar, dass sie in ihrem Kreuzzug gegen trans Menschen keine Gefangenen macht – sie nennt Ganserer mit ihrem Deadname, dem abgelegten männlichen Vornamen – ein absolutes No-Go. Und weil Ganserer sich weigert, die nach dem aktuellen Transsexuellengesetz entwürdigende Prozedur für eine amtliche Anpassung des Geschlechts über sich entgehen zu lassen, postuliert das Magazin sie als „physischen und juristischen Mann“.

Weil Ganserer auf einem „Frauenquotenplatz“ in den Bundestag gekommen sei, habe die (weitgehend anonyme) Initiative „Geschlecht zählt“, die „frauenbewegte Feministinnen“ gegründet hatten, beim Wahlprüfungsausschuss Widerspruch gegen Ganserers Mandat eingelegt: „Im Parlament sitzt ein Mann, dem das Mandat nicht zusteht“, da es „ihm (sic!) unter Vortäuschung falscher Tatsachen gesichert wurde“. Das Vorgehen der Grünen käme deshalb einem „Wahlbetrug“ gleich, heißt es weiter.

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Dass Ganserer auf einem Frauenquotenplatz sei, weil sie als Frau lebt, aber rechtlich noch keine ist, ärgert „Geschlecht zählt“ besonders. Denn für die Grünen gelten alle als Frau, die sich selbst so definieren – nach Meinung der Feministinnen gäbe es dafür aber „keine rechtliche Grundlage“. Diese müsse sein, „dass das juristische Geschlecht nur nach dem Transsexuellengesetz (TSG) geändert werden kann“. Dieses gilt aber als verfassungswidrig, diskriminierend und entwürdigend – die Ampel-Koalition will es deshalb schnell durch ein Selbstbstimmungsgesetz ablösen.

Nicht nur Grüne solidarisieren sich mit Tessa Ganserer

Doch die Sympathien liegen in diesem Fall auf den Seiten von Tessa Ganserer. „Ich bin sehr froh, dass wir mit Tessa Ganserer eine kluge Frau, gute Umwelt- und Verkehrspolitikerin und wichtige Stimme für eine vielfältige Gesellschaft in unserer Fraktion haben“, schreibt etwa die stellvertretende Grünen-Chefin Ricarda Lang. Die Autorin Anne Wizorek schreibt auf Twitter: „Ihr gebt vor, Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen verhindern zu wollen, übt aber selbst die übelste Gewalt aus“. 

Auch in anderen Parteien solidarisiert man sich mit Ganserer. „Dieser verkrampfte Feminismus hat mich bei der EMMA schon immer geärgert“, schreibt etwa Franziska Müller-Rech, für die FDP im Landtag von Nordrhein-Westfalen, auf Twitter: „Jetzt will sie ernsthaft Regeln anlegen, wann eine Frau ‚so richtig‘ eine Frau ist. Dabei hilft ein reißerischer Artikel [inklusive] Deadnaming und was die Mobbingschublade sonst so zu bieten hat.“

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