Dienstag, 23. April 2024
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„Anti-Homo-Haus“ in der Wachau sorgt für Empörung

Auf seiner Homepage hetzt der Vermieter gegen die "Homo-Lobby"

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Für Irritationen sorgt derzeit ein Beherbergungsbetrieb im Bezirk Krems-Land: Wie die Niederösterreichischen Nachrichten  (NÖN) berichten, will ein „Arbeiter-Monteur-Quartier mit dem Komfort von zu Hause“ in Aggsbach Markt keine homosexuellen Gäste – und macht dies auf seiner Homepage auch ziemlich deutlich klar. Rechtlich ist das sogar in Ordnung – weil sich die ÖVP seit Jahren gegen einen zeitgemäßen Diskrimierungsschutz wehrt.

Ein Vermieter im Kampf gegen „Homosexualität, Pädophilie und Gender-Ideologie“

„Warum wir ein Anti-Homo-Haus sind“, zitieren die NÖN von der Homepage des Quartiers: Man wolle nichts mit „AIDS oder Syphilis zu tun haben“. In den Hausregeln heißt es weiter: „Homosexualität, Pädophilie und Gender-Ideologie“ seien „Philosophien“, welche „die seelische Gesundheit aller Betroffenen zerstören“.

Die Bezeichnung sei eine Reaktion auf die Rosa Lila Villa in Wien, heißt es auf der Homepage weiter. „Die LGBT Lobby hat über die Jahre gut gearbeitet, denn Firmen und Institutionen geben lieber nach, als sich Ärger einzuhandeln“, heißt es dort weiter: „Durch unwahre Darstellungen, Mobbing, ja sogar mit Gewalt wurde ein Umdenken in der Gesellschaft erreicht. Was früher als krank und abscheulich galt, ist heute salonfähig“.

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Die Diskriminierung sexueller Minderheiten habe „gesundheitliche Gründe“

Der Betreiber des Quartiers bezeichnet sich im Gespräch mit der Regionalzeitung als gläubigen Christen und bestreitet, dass das „Homo-Verbot“ in seinem Quartier eine Art der Diskriminierung sei. Sie habe nur „gesundheitliche Hintergründe“, erklärt er – und seine vor allem ausländischen Gäste würden diese Hausregel auch befürworten. 

Der Bürgermeister von Aggsbach Markt ist fassungslos. „Das ist starker Tobak. So etwas geht gar nicht“, so Josef Kremser. Der ÖVP-Politiker hat mittlerweile dafür gesorgt, dass das „Anti-Homo-Haus“ von der offiziellen Liste der Beherbergungsbetriebe auf der Homepage der Gemeinde verschwunden ist.

Für den Betreiber des Quartiers wohl eine Form von Diskriminierung – und zusätzlicher Grund für Selbstmitleid. Denn: „Weil wir aber Homosexualität ablehnen und nichts mit AIDS oder Syphilis zu tun haben wollen, wurden wir bis 2019 von sämtlichen Buchungsplattformen gesperrt“, sieht sich der Betreiber auf seiner Homepage als Opfer.

Keine rechtlichen Konsequenzen für den homophoben Vermieter

Rechtliche Konsequenzen drohen dem homophoben Vermieter nicht. Denn beim Zugang zu Gütern und Dienstleistungen, wie eben Beherbergung, sind Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Orientierung in Österreich noch immer legal. Eine entsprechende Gesetzesänderung, das „Levelling up“, blockiert die ÖVP seit Jahren.

Das ärgert Mario Lindner, LGBTIQ-Sprecher der SPÖ: „Dieser grausliche Fall zeigt einmal mehr, dass die Bundesregierung handeln und den Diskriminierungsschutz endlich gesetzlich verankern muss. Wir können und dürfen nicht akzeptieren, dass mitten in Österreich ein Hotel als ‚Anti-Homo-Haus‘ wirbt und sexuelle Orientierung mit HIV gleichsetzt – das ist absolut inakzeptabel!“, macht er seinem Unmut Luft.

Auch, dass der Pensionswirt auf seiner Homepage „Homosexualität, Pädophilie und Gender-Ideologie“ als „Philosophien“ bezeichnet, stößt Lindner sauer auf. „So etwas darf nicht legal sein, mit solchen Hass-Parolen sollte kein Unternehmen werben dürfen! Meinungsfreiheit hört dort auf, wo die Freiheit unserer Mitmenschen endet und wo Hass geschürt wird. Dieser Betrieb hat diese Grenze auf grausliche Art überschritten“, so der Abgeordnete.

Und Andrea Brunner, Geschäftsführerin der Aids Hilfe Wien, fügt hinzu: „Als für Niederösterreich zuständige Aids Hilfe sind wir entsetzt über den Beherbergungsbetrieb in Aggsbach Markt. Als Aids Hilfe Wien bieten wir dem Betreiber der Unterkunft gerne breite Information zum Thema sexuelle Gesundheit an – denn augenscheinlich fehlt es da bei ihm massiv an Wissen.“

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