Samstag, 20. April 2024
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Jeder fünfte deutsche Grün-Wähler ist gegen die Ehe-Öffnung

Neue Studie zeigt: Immer mehr Deutsche haben ein Problem mit Homosexuellen

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Es ist ekelhaft, wenn sich Homosexuelle in der Öffentlichkeit küssen: Dieser Meinung sind einer aktuellen Studie zufolge 40 Prozent der Deutschen. Auch sonst haben offenbar immer mehr Menschen in Deutschland ein Problem mit der Akzeptanz von Homosexuellen.

Das geht aus der am Mittwoch veröffentlichten Studie „Die enthemmte Mitte“ der Universität Leipzig hervor. Doch nicht nur gegenüber sexuellen Minderheiten wachsen die Ressentiments: Auch gegen den Islam, Sinti oder Roma werden die Deutschen immer intoleranter, geht aus der seit 2002 regelmäßig durchgeführten Studie hervor.

Ressentiments gegen Homosexuelle steigen rapide an

Genau 40,1 Prozent der Deutschen finden demnach homosexuelle Küsse in der Öffentlichkeit „ekelhaft“. Besonders bedenklich: Bei einer ähnlichen Studie vor zwei Jahren lag dieser Anteil bei 20,3 Prozent – knapp der Hälfte. Die Jahre zuvor war die Zahl der Menschen, die ein Problem mit schwulen oder lesbischen Küssen hatten, jeweils gefallen. Auch zum Beginn der Erhebung im Jahr 2009 war deren Anteil mit 27,8 Prozent nicht so hoch wie heute.

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Auch sonst schnellen Zahlenwerte, die über Jahre kontinuierlich gesunken sind, wieder in die Höhe: „Unmoralisch“ findet der Studie zufolge fast ein Viertel der Deutschen Homosexualität: Genau 24,8 Prozent – ein enormer Anstieg, verglichen mit 15,7 Prozent im Jahr 2009 und 11,6 Prozent im Jahr 2014.

Wähler aller Parteien haben Probleme mit Lesben und Schwulen

Auch die Gegner einer Ehe-Öffnung bekommen offenbar wieder Auftrieb: Sank deren Zahl von 2009 bis 2011 stetig von 29,4 auf 21,1 Prozent, so sprechen sich nun 36,2 Prozent dagegen aus, dass schwule und lesbische Paare heiraten können.

Dabei ist die Ablehnung von Lesben und Schwulen kein Phänomen konservativer und rechtspopulistischer Parteien mehr: Immerhin finden es auch 23,5 Prozent der Grün-Wähler ekelhaft, wenn sich Homosexuelle in der Öffentlichkeit küssen. Bei den Wählern der FDP, die immerhin einmal einen schwulen Vorsitzenden hatte, liegt dieser Wert bei 25,5 Prozent. Und mit 43,4 Prozent hat auch jeder zweite SPD-Wähler ein Problem mit küssenden Homosexuellen. Spitzenreiter in dieser Frage sind erwartungsgemäß die AfD-Wähler – deren Abstand zu den anderen Parteien mit 51,5 Prozent aber nicht besonders groß ist.

Auch AfD-Wähler mit absoluter Mehrheit für Ehe-Öffnung

Einziger Lichtblick der Umfrage: In allen Parteien ist eine absolute Mehrheit der Befragten für eine Öffnung der Ehe. Bei CDU und CSU ist die Zustimmung mit 56,6 Prozent dabei noch geringer als bei der AfD, bei der sich zumindest 37,3 Prozent eine Ehe-Öffnung vorstellen können. Am höchsten ist dieser Anteil bei den Grünen mit 80,5 Prozent – was allerdings auch heißt, dass sich sogar jeder fünfte Grün-Wähler mit Lesben und Schwulen am Standesamt nicht anfreunden kann.

Die Zahlen zeigen, dass die Mitte der Gesellschaft zerbricht und Extreme an Akzeptanz gewinnen. So will fast die Hälfte der Befragten Sinti und Roma aus deutschen Innenstädten verbannen, ungefähr gleich viele Menschen fühlen sich wegen der Anwesenheit von Muslimen als „Fremde im eigenen Land“.

Für die Studie wurden im Frühjahr 2016 insgesamt 2420 repräsentativ ausgewählte Personen in ganz Deutschland befragt.

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