Donnerstag, 28. März 2024
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Song Contest: Keine Lösung im Konflikt mit Russland

Hat der russische Fernsehsender diese Krise bewusst provoziert?

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Die European Broadcasting Union (EBU) versucht mit ungewöhnlichen Mitteln, die Wogen im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine zu glätten. Da die russische Sängerin Julia Samoilowa nicht in die Ukraine einreisen darf, wo der Wettbewerb dieses Jahr stattfindet, soll sie über Satellit zugeschaltet werden. Doch das lehnen beide beteiligten Parteien ab.

Hat das russische Staatsfernsehen diese Provokation bewusst geplant?

Es war Beobachtern zufolge eine kalkulierte Provokation des russischen Staatsfernsehens: Julia Samoilowa , die nach einer Muskelerkrankung im Rollstuhl sitzt, mit ihrem Titel „Flame is Burning“ wurde zur Vertreterin Russlands beim Song Contest im Mai ausgewählt – und das, obwohl klar war, dass sie im Jahr 2015 auf der Krim aufgetreten ist.

Reisen in die von Russland annektierte Schwarzmeer-Halbinsel ohne Zustimmung der Kiewer Behörden sind aus ukrainischer Sicht eine Grenzverletzung – und werden mit einem Einreiseverbot geahndet. Dieses kam prompt: Der ukrainische Geheimdienst SBU hatte Samoilowa mit einer dreijährigen Einreisesperre belegt.

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Das wurde wiederum von der russischen Propaganda ausgenutzt. „Die sehen im mir offenbar eine Bedrohung, in einem so kleinen Mädchen“, gibt die 27-Jährige in einem Interview mit der staatlichen russischen Nachrichtenagentur TASS zu Protokoll: „Ich probe aber weiter, weil ich aus irgend einem Grund glaube, dass sich alles noch verändern kann“, so Samoilowa.

EBU versucht, die Wogen auch mit ungewöhnlichen Mitteln zu glätten

Nun versucht die EBU, ein weiteres Zündeln zu verhindern. „Um den unpolitischen Charakter des Eurovision Song Contest zu bewahren, hat die EBU fieberhaft nach einer Lösung gesucht“, so der ESC-Executive-Supervisor Jon Ola Sand am Donnerstag. Man befinde sich in Gesprächen mit den ukrainischen Behörden, um Samoilowa doch noch die Einreise zu ermöglichen.

Sollte dies nicht funktionieren, werde die russische Teilnehmerin über Satellit auch zum zweiten Halbfinale zugeschaltet. Und: „Sollte sich Russland für das Finale qualifizieren, würden wir zur gleichen Variante greifen“, heißt es im EBU-Statement. „Im Geiste der Eurovision-Werte von Inklusion und dem heurigen Motto ‚Celebrate Diversity‘“ wurde diese Entscheidung getroffen, heißt es.

Ukraine und Russland lehnen den Kompromissvorschlag ab

Doch weder Russland noch die Ukraine sind mit diesem Vorschlag einverstanden. Vyacheslav Kyrylenko, der stellvertretende Premierminister der Ukraine hat das Angebot der EBU abgelehnt, da seiner persönlichen Meinung nach auch ein Auftritt via Satellit illegal wäre. Er betonte auf seinem privaten Twitter-Account, Russland sei mit einem anderen Beitrag von einer anderen Kandidatin jederzeit willkommen.

Auch der russische ESC-Partnersender „Perwy kanal“ (Kanal 1) hat die Zuschaltung über Satellit als „merkwürdig“ abgelehnt. Denn in den Regeln sei ein Live-Auftritt auf der Song-Contest-Bühne vorgesehen. „Wir glauben, dass die EBU keine Regeln für die russische Delegation erfinden sollte und dass sie in der Lage ist, einen Wettbewerb im Rahmen der Regeln abzuhalten“, heißt es in einer Stellungnahme.

Schon, dass der Eurovision Song Contest in der Ukraine stattfindet, ist für viele Russen eine Provokation. Denn die Gewinnerin von Stockholm, die Krimtatarin Jamala, hat im Vorjahr mit einem sehr persönlichen Lied gewonnen. In „1944“ geht es um die Vertreibung ihrer Großeltern von der Halbinsel durch die Russen.

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