Donnerstag, 18. April 2024
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WHO warnt vor „Super-Tripper“, der nicht mehr behandelt werden kann

Oralsex als Risikofaktor: Immer weniger Antibiotika helfen gegen Gonorrhoe

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Unter ihrem umgangssprachlichen Namen Tripper ist die Geschlechtskrankheit Gonorrhoe den meisten Menschen bekannt. Jedes Jahr infizieren sich 78 Millionen Menschen weltweit damit. Die Behandlung ist mit Antibiotika eigentlich recht einfach. Doch nun warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor „Superkeimen“, die mit keinem Antibiotikum mehr behandelt werden können.

Erste Fälle in Japan, Frankreich und Spanien aufgetreten

So sind in Japan, Frankreich und Spanien bereits Fälle aufgetreten, in denen die Neisseria-Bakterien, die Gonorrhoe verursachen, auf keines der bekannten Antibiotika angesprochen haben. Die Krankheit kann die Genitalien, den Analbereich oder den Rachen betreffen. Zu den Symptomen gehören ein dickflüssiger grünlich-gelber Ausfluss vom Penis und starke Schmerzen beim Urinieren.

Da in diesen Ländern die Diagnose und Behandlung der Krankheit gut funktionieren, befürchten Experten, dass dies nur die Spitze des Eisbergs sein kann. „Denn in ärmeren Ländern mit schlechteren Diagnosemöglichkeiten ist die Krankheit viel weiter verbreitet“, erklärt die WHO-Epidemiologin Teodora Wi.

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Oralsex als Risiko für „Super-Keime“

So erkranken in Südostasien und Afrika nach Informationen der WHO jedes Jahr jeweils mehr als elf Millionen Menschen an Gonorrhoe, in Europa sind es 4,7 Millionen. Die Tendenz ist steigend. Übertragen wird die Krankheit bei ungeschütztem Sex.

Besonders Oralsex gilt als Risiko für steigende Resistenzen. „Wenn man Antibiotika nimmt, um Infektionen wie normale Halsschmerzen zu behandelt, mischen sie sich mit den Neisseria-Bakterien im Hals und das führt zu Resistenzen“, so Wi.

 

Immer weniger Medikamente wirken gegen Gonorrhoe

Mittlerweile ist die Zahl der Medikamente, die noch gegen Gonorrhoe wirken, sehr begrenzt, warnte die WHO nun in Genf. „Die Bakterien, die Gonorrhoe verursachen, sind sehr schlau. Jedes Mal, wenn wir eine neue Klasse Antibiotika verwenden, um die Infektion zu behandeln, entwickeln sie Resistenzen“, erklärt Wi. In den meisten Ländern sei nur mehr eine Klasse von Antibiotika, Cepalosporin, gegen Gonorrhoe wirksam.

Und Nachschub zur Behandlung der Geschlechtskrankheit ist nicht so schnell in Sicht: Aktuell stehen nur drei neue chemische Substanzen in verschiedenen Phasen der klinischen Erprobung. Denn die Entwicklung neuer Antibiotika ist für Pharmafirmen nicht lukrativ: Die Behandlungen dauern nur kurz, man braucht also nur wenige Medikamente. Und nach verhältnismäßig kurzer Zeit verlieren sie ihre Wirkung, weil immer mehr Bakterien dagegen resistent werden.

WHO forscht mit einer Initiative selbst nach neuen Medikamenten

Die WHO hat deshalb gemeinsam mit der „Initiative für vernachlässigte Krankheiten“ eine eigene Organisation (GARDP) gegründet. Diese soll neue Antibiotika erforschen und entwickeln – auch gegen Gonorrhoe. In diesem Punkt versucht die Organisation „die Entwicklung einer der drei neuen Substanzen zu beschleunigen“ und an möglichen Kombinationstherapien zu arbeiten“, erklärt GARDP-Direktor Manica Balasegaram.

Ziel ist es, Behandlungen gegen Gonorrhoe zu schaffen, die für alle verfügbar sind und und „gleichzeitig richtig angewendet werden, damit sich die Resistenzbildung möglichst verlangsamt“.

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