Donnerstag, 28. März 2024
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Zu homofreundlich: Vatikan will Rektor einer katholischen Uni loswerden

Doch im Bistum Limburg stehen alle hinter Jesuitenpater Ansgar Wucherpfennig

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Weil er sich für Homosexuelle eingesetzt hat, musste der in seinem Amt bestätigte Rektor der katholischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt am Main zurücktreten. Der Vatikan, hat ihm deshalb eine notwendige Bestätigung verweigert.

Die biblische Verurteilung von Homosexualität basiert auf missverständlich formulierten Stellen, so Wucherpfennig

Schon vor zwei Jahren hat der Jesuitenpater Ansgar Wucherpfennig, der im katholischen Stadtdekanat Frankfurt auch als Homosexuellen-Seelsorger wirkt, in einem Interview mit der Frankfurter Neuen Presse ungewohnte Töne angeschlagen: So bezeichnete er die biblischen Verurteilungen der Homosexualität als „tiefsitzende, zum Teil missverständlich formulierte Stellen“.

Homosexuelle Beziehungen in der Antike seien starke Abhängigkeitsverhältnisse gewesen, gegen die sich die Autoren des Neuen Testaments, wie zum Beispiel der Apostel Paulus, gestellt  hätten: „Liebe sollte eine egalitäre, freie Beziehung sein, keine mit Gefälle. Das wollte Paulus eigentlich sagen“, so Wucherpfennig damals.

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Gleichgeschlechtliche Liebe sollte von der Kirche stärker anerkannt werden, fordert der Jesuitenpater

Außerdem sprach er sich dafür aus, gleichgeschlechtlich liebende stärker anzuerkennen. „Wir können das nicht verantworten, dass wir Menschen, für die die Homosexualität zur Identität gehört, von der Kirche ausschließen. Wir sind keine Disziplinaranstalt“, so Wucherpfennig, der dafür in konservativen Kreisen heftig kritisiert wurde.

Und diese Kritik erreichte offenbar auch Rom. Denn wie der Kölner Stadt-Anzeiger und die Frankfurter Rundschau berichten, verweigert die Bildungskongregation im Vatikan dem Professor für Neues Testament nun das notwendige „Nihil Obstat“, eine Unbedenklichkeitserklärung zum Verbleib im Amt. Stattdessen verlange man einen öffentlichen Widerruf dieser Positionen.

Die Universität, sein Vorgesetzter und sein Bischof stehen hinter Wucherpfennig

Wucherpfennig war im Februar mit großer Mehrheit für eine dritte zweijährige Amtszeit als Rektor der katholischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main gewählt worden. Doch ohne die Unbedenklichkeitserklärung darf er der katholischen Hochschule seit 1. Oktober nicht mehr vorstehen.

Sein direkter Vorgesetzter, Provinzial Johannes Siebner, erklärte, er stehe uneingeschränkt hinter Wucherpfennig. In einem Brief an Rom habe er sich „befremdet“ über das Vorgehen des Vatikans gezeigt. „An Pater Wucherpfennigs Expertise, seiner Loyalität und damit auch an seiner Eignung für das Rektorenamt bestehen für mich nicht die geringsten Zweifel.“

Der für die Hochschule zuständige Bischof von Limburg, Georg Bätzing, erklärte ebenfalls, er habe dieser Wiederwahl „uneingeschränkt“ zugestimmt – und bereits in Rom deutlich gemacht, dass „Bistum und Jesuitenorden gut beraten sind, an der bewährten Hochschulleitung festzuhalten“. Einem Sprecher zufolge geht der Bischof „weiterhin von einer gütlichen Lösung“ aus. Viel Zeit ist dafür nicht: Die Vorlesungen in St. Georg starten am 15. Oktober.

Auch Johannes zu Eltz, Stadtdekan von Frankfurt am Main, steht hinter Wucherpfennig und kritisiert die Entscheidung aus Rom. Der Jesuitenpater sei ein „lauterer Priester und ein unbestechlicher Wissenschaftler“, erklärte er den beiden Zeitungen, und fügte hinzu: „Die Infragestellung seiner Integrität und seine völlig ungerechtfertigte Bestrafung schmerzen mich“ – um dann noch deutlicher zu werden: „Wie dumm geht es denn eigentlich noch?“

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