Samstag, 27. April 2024
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Schwimmverband führt „offene Kategorie“ für trans Teilnehmer ein

Die Frage, wie trans Athlet:innen in den Spitzensport integriert werden können, beschäftigt derzeit zahlreiche Verbände. Nun hat der internationale Schwimmverband eine eigene offene Kategorie geschaffen, nachdem er trans Athletinnen im Vorjahr von den Frauenbewerben ausgeschlossen hatte.

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Als erster großer Sportverband führt der Schwimmweltverband World Aquatics Wettbewerbe in einer „offenen Kategorie“ ein. „Dieses bahnbrechende Pilotprojekt unterstreicht das unerschütterliche Engagement der Organisation für Inklusion, die Schwimmer aller Geschlechter und Geschlechtsidentitäten willkommen heißt“, lobt sich der Verband dafür in einer Aussendung.

Debut beim Weltcup im Oktober in Berlin

Ihr Debüt gibt die Kategorie beim Weltcup, der von 6. bis 8. Oktober in Berlin stattfindet. Dort freut man sich: „Wir sind stolz darauf, eine Veranstaltung auszurichten, bei der Schwimmerinnen und Schwimmer ohne Barrieren antreten können. Berlin ist Deutschlands Drehscheibe für Vielfalt und Inklusion und damit der perfekte Ort für ein solch fortschrittliches Projekt“, so Kai Morgenroth, der Vizepräsident des Deutschen Schwimmverbandes.

In der offenen Kategorie gibt es Bewerbe in allen Schwimmarten über 50 und 100 Meter, weitere Wettbewerbe können bei Bedarf hinzugefügt werden. Die Teilnehmer:innen brauchen die Zustimmung ihres nationalen Verbandes, können aber individuell, für ihren Verein oder das Nationalteam antreten.

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Erst im Vorjahr hat der Schwimmverband trans Frauen ausgeschlossen

Was der Schwimmweltverband in seiner Euphorie allerdings verschweigt: Erst im Vorjahr hatte er die Teilnahme von trans Athletinnen bei den Frauenbewerben von Großveranstaltungen wie Olympia oder Weltmeisterschaften pauschal ausgeschlossen. Ausnahmen gibt es nur, wenn sie keinen Teil der männlichen Pubertät über dem Tanner-Stadium 2 oder dem Alter von 12 Jahren erlebt haben – je nachdem, was früher eintritt. 

Dem entsprechend ist auch etwa der Berliner Queerbeauftragte Alfonso Pantisano kritisch, was die neue Kategorie betrifft. „Trans* Schwimmer sind Männer! Trans* Schwimmerinnen sind Frauen! Und somit brauchen sie keine sogenannte ‚offene Kategorie‘, die auch noch als ‚bahnbrechendes Pilotprojekt‘ verkauft wird, sondern sie gehören ins gleiche Wasser, wie alle anderen Schwimmer und Schwimmerinnen auch!“, schreibt er auf Facebook.

Kritik kommt auch vom deutschen Lesben- und Schwulenverband (LSVD): „Uns verwundert es, dass die Schaffung einer Sonderkategorie als Inklusionserfolg verkauft wird“, so Mara Geri aus dem LSVD-Bundesvorstand. Transpersonen in eine eigene Kategorie zu „zwingen“, sei vielmehr „ein Rückschritt im Kampf für die Akzeptanz und Gleichberechtigung“.

Auch queere Schwimmvereine müssen sich entscheiden

Einer der Gründe für diese strikte Einschränkung war der Erfolg der 24 Jahre alten US-Amerikanerin Lia Thomas. Die trans Frau schwamm bis 2019 bei Männerbewerben, unterzog sich dann einer Hormonbehandlung und gewann im März 2022 als erste trans Schwimmerin einen Titel bei Collegebewerben.

Das empfanden Konkurrentinnen als unfair, der Fall sorgte vor allem in erzkonservativen Kreisen für Empörung. Dabei kam eine Studie aus dem Jahr 2021 zu dem Ergebnis, dass sich die Leistungen von trans Frauen nach zwei Jahren denen von cis Frauen angleichen würden.

Die neue Reglung des Weltschwimmverbandes trifft auch queere Sportvereine und ihre Wettbewerbe. Denn um in den offiziellen Ranglisten zu erscheinen, müssen die Bewerbe nach den Regeln des Verbandes durchgeführt werden. Damit müssten viele LGBTI-Schwimmvereine sich künftig entscheiden, wie sie ihre Bewerbe künftig strukturieren wollen.

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