Wer an den Wiener Hof zur Zeit von Kaiser Franz Joseph denkt, dem fällt wahrscheinlich zuerst Kaiserin Elisabeth ein. Dann das strenge Hofzeremoniell und das herannahende Ende einer Epoche, das seine Schatten bis in die Hofburg wirft.
Erzherzog Ludwig Viktor: Charmant und schlagfertig
Mitten in dieser Wiener Hof-Melange: Erzherzog Ludwig Viktor, der jüngste Bruder des Kaisers. Genannt Luziwuzi – die wohl außergewöhnlichste Figur seiner Zeit. Von seiner Mutter Sophie verhätschelt, physiognomisch zwar benachteiligt aber extrem charmant wusste er, wie er aus seiner Situation das Beste herausholen konnte.
Die zeitgenössischen Beschreibungen schwanken zwischen einem intriganten und schlagfertigen Lästermaul und einem anerkannten Kunstliebhaber – einig sind sie sich nur beim „ewigen Junggesellen“, wie man ein mangelndes Interesse für Frauen damals zu umschreiben wusste.
Aus der Lebensgeschichte wurde ein ausschweifendes Happening
Regisseurin Ruth Brauer-Kvam widmet sich nun der Geschichte des Enfant terrible des Wiener Hofs, die – wie es sich wohl gehört – tragisch endet. Sie inszeniert im Rabenhof „Luziwuzi – Ich bin die Kaiserin“. Laut Selbstbeschreibung in „musikalisch theatralisches Happening“ zu Ehren des schwulen Bruders des Kaisers, das sich „zwischen ausschweifendem Glamour und herzergreifender Tragik“ bewegen soll.
Für die Hauptrolle hat Brauer-Kvam niemand geringeren gewinnen können als Tom Neuwirth, der nun auch die Pfade des Schauspiels betritt. Das überrascht nicht – war er als Song-Contest-Gewinnerin Conchita Wurst selbst so etwas wie die Sisi seiner Zeit, und seitdem versucht er erfolgreich, seinem eigenen Image zu entkommen.
Als Luziwuzi erfindet sich Tom Neuwirth einmal mehr selbst
Für Neuwirth ist die Rolle des Luziwuzi die erste professionelle Theaterrolle. Die Idee dafür kam von Rabenhof-Hausherr Thomas Gratzer. Neben ihm spielen Florian Carove, Gerhard Kasal und Sebastian Wendelin – auch die Frauenrollen werden von Männern gespielt.
Für das Stück hat die Regisseurin gemeinsam mit dem Dramaturgen Fabian Pfleger umfangreiches historisches Material zusammengetragen und zu einem Stück geformt. Die Musik – zwischen Elektronik, vertonten Heine-Gedichten, Spittelberger Hurenliedern und Operettenklängen – stammt von Kyrre Kvam.
Das queere Theaterhighlight der Saison
„Luziwuzi – Ich bin die Kaiserin“ ist kein Stück für Conchita-Fans – aber dafür eine spannende Herausforderung für alle, die von der Vielschichtigkeit von Tom Neuwirth fasziniert sind. Die Inszenierung hat alle Zutaten, um zum queeren Theaterhighlight der Saison zu werden – nicht verpassen!
Die Premiere findet am 15. Februar um 20 Uhr im Rabenhof-Theater statt, weitere Vorstellungen gibt es bis in den Juni hinein. Allerdings sollte man schnell sein – acht der 19 Vorstellungen waren bereits vor der Premiere ausverkauft.
Luziwuzi – Ich bin die Kaiserin
Rabenhof Theater
Premiere: 15. Februar 2024