Donnerstag, 28. März 2024
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Homophobie-Verdacht gegen Playmobil

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Seit fünf Jahren gibt es die „Gay Cops Austria“, eine Vereinigung schwuler und lesbischer Polizisten. Mittlerweile sind sie sowohl in der Community als auch in der Exekutive eine anerkannte Vereinigung, bis hin zum Büro der Innenministerin. Nur „Playmobil“-Hersteller Geobra dürfte gleichgeschlechtlich liebenden Exekutivbeamten noch etwas reserviert entgegenstehen.

Es begann mit einer harmlosen Anfrage: Für Werbezwecke hat Playmobil-Hersteller Geobra Riesenfiguren, etwa eineinhalb Meter hoch, auch in Polizistenuniform. Diese könnte man doch bei der „5th EuropeanGayPoliceAssociationConference 2010 Vienna“ aufstellen, dachten sich die Gay Cops Austria, die diese Konferenz schwuler und lesbischer Polizisten heuer ausrichten. Dabei handelt es sich um eine anerkannte Veranstaltung: Immerhin hält unter anderem die sonst nicht so homofreundliche Innenministerin bei der Eröffnung der Tagung eine Rede.

Eine solche Riesenfigur würden sich die Gay Cops gerne ausleihen, stand in diesem Brief. Alle anfallenden Kosten, vom Transport bis zur Versicherung, würde man selbstverständlich übernehmen. Die Antwort blieb aus.

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Als die lesbischwulen Polizisten per E-Mail nachfragten, bekamen sie auch prompt eine Antwort. Allerdings nicht die erwartete. Geobra lehnte die Anfrage ab, da man sich „auf Veranstaltungen für unsere Zielgruppe, d. h. Veranstaltungen mit Kindern“ konzentriere, und um Verständnis bitte, „dass wir Ihr Projekt nicht unterstützen können.“

Der Obmann der Gay Cops Austria, Ewald Widi, kann diese Antwort nicht verstehen: „Ist es vermessen zu behaupten, dass der schwule Onkel, die lesbische Tante durchaus eine Zielgruppe im Sinne der Playmobil sein kann? Kaufen Schwule und Lesben nicht zumeist teurer ein, belegen das nicht dauernd Studien?“, hinterfragt er die Firmenstrategie. Er vermutet, dass die Ablehnung einen homophoben Hintergrund hat: „Will man einfach vermeiden, dass das ’saubere‘ Playmobil-Image mit dem ’schmutzigen‘ Thema Homosexualität in Verbindung gebracht wird?“

Ein Vorwurf, der von Playmobil strikt zurückgewiesen wird: „Warum sollten wir den in Deutschland lebenden und arbeitenden Fernsehmoderator, Musicaldarsteller, Musiker und Entertainer, Ross Antony, als Ehrengast zu unserer Eröffnungsfeier des neuen Dino-Spielareals in unseren Playmobil-FunPark in Zirndorf eingeladen haben, wenn wir eine solche Aversion hätten?“, entgegnet Pressesprecherin Judith Schweinitz in einer Stellungnahme gegenüber GGG.at.

Ihre Begründung, warum die Spielzeugfirma die Figuren während der Konferenz nicht zur Verfügung stellen kann: Man sei dazu „gar nicht in der Lage“, da – „wie Sie sich vorstellen können – solche Figuren auch uns nur in einer beschränkten Anzahl zur Verfügung stehen“.

Ein bitterer Nachgeschmack bleibt. Gay-Cop-Obmann Widi will seiner Nichte auf jeden Fall trotzdem kein Playmobil mehr schenken.

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