Freitag, 29. März 2024
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Fußballer-Outing: „Das Problem sind die Fans“

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Seit dem Outing von Anton Hysén wird Homosexualität im Fußball wieder offener diskutiert.

So hat unter anderem DFB-Präsident Theo Zwanziger seine Unterstützung für einen Spieler, der sich outet bekräftigt: „Ich würde es mutig finden und begrüßen, wenn sich ein Bundesliga-Spieler outen würde. Er hätte auch die Unterstützung des DFB und von mir.“

Auch Andreas Kuhnt, Vereinssprecher beim deutschen Erstligisten „Hannover 96“ macht klar: „Wenn es bei uns schwule Fußballer gäbe, dürften die sich jederzeit outen – und wir würden sie unterstützen, wenn irgendwelche Idioten etwas rufen würden.“ Doch genau hier liegt das Problem, meint ein Kenner der Fußball-Szene. In der britischen Tageszeitung „The Guardian“ schreibt ein unbekannter Fußballprofi, der selbst nicht schwul ist, das Problem bei einem Outing wären nicht die Teamkollegen, sondern die Fans.

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„The Secret Footballer“ – so der Name der Kolumne – meint: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass ein schwuler Fußballer bei seinen Teamkollegen wenig Probleme hätte, sich zu outen, wenn ihm rein theoretisch zugesichert würde, dass es niemand außerhalb des Teams herausfinden würde. (…) Die Umkleidekabine ist ein hartes Pflaster. (…) Aber genau das ist der Grund, warum sich ein schwuler Fußballer mit seinem Outing hier wohlfühlen würde. Ein Fußballer ist ein Fußballer, und es ist egal, ob du schwarz, weiß, hetero oder schwul bist.“

Er ist sich sicher: „Die Wirklichkeit ist, dass ich ‚offiziell‘ keinen schwulen Fußballer kenne, obwohl ich glaube, dass ich nur einen oder zwei ‚Jägerbomb‘ (Anm.: Stamperl Jägermeister in einem Glas Red Bull) davon entfernt war, dass sich ein Teamkollege anvertraut hat. Wobei wir uns alle sicher sind, ist dass es prinzipiell einen guten Grund gibt, warum schwule Fußballer ihre sexuellen Vorlieben unter Verschluss halten: Die Fans.“

„Das, was Fußballfans meistens von sich geben, sind Hänseleien. Aber es kommt immer wieder vor, dass etwas zu weit geht. Ob Spieler wegen ihrer Hautfarbe angepöbelt werden oder wegen ihrer Nationalität, bestimmte Fans nehmen für eine billige Pointe alles, was sie kriegen können.“

Und während der anonyme Spieler sich schon an beleidigende Fanrufe gewöhnt hat, können sie junge Spieler verletzen: „Ich habe vor ein paar Jahren einen talentierten Burschen in der Umkleidekabine in Tränen aufgelöst gesehen, weil er von einigen Idioten beschimpft wurde. Er hat nie jemandem erzählt, was da gesagt wurde, und es hat ihn auch nie jemand gefragt, aber ich kann es mir denken.“

Ähnliche Erfahrungen musste auch Anton Hysén machen: Der BBC erzählte er von einer Hass-Mail, die er von einem Fan bekommen hat: „Er schreibt: ‚Ich werde nie wieder zu euren Spielen kommen, weil ihr eine Schwuchtel in eurem Team habt.‘ (…) Begonnen hat er mit: ‚Hallo, du hässliche Tunte, ich schau‘ mir deine Spiele nicht mehr an, weil du mein Leben ruiniert hast. Ich werde mir nie wieder Fußball ansehen.'“. Doch der 20-Jährige lässt sich dadurch nicht einschüchtern: „Ich denke mir, OK, was soll ich jetzt tun? Soll ich mich dir zuliebe in eine Ecke stellen und heulen?“

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