Donnerstag, 28. März 2024
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Wilhelm Wieben ist tot

Der ehemalige tagesschau-Sprecher lebte offen schwul

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Der deutsche Nachrichtenmoderator Wilhelm Wieben ist tot. Er starb im Alter von 84 Jahren. Wieben moderierte 25 Jahre lang in der ARD die tagesschau. Mit seiner Homosexualität ging er diskret aber selbstbewusst um.

Geboren wurde Wieben am 2. Juni 1935 in Hennstedt in Schleswig-Holstein. Nach einer Verwaltungslehre machte er in Berlin eine Schauspielausbildung. Anfang der 1960er-Jahre wurde er Fernsehansager beim damaligen Sender Freies Berlin (SFB), dann wechselte er zu Radio Bremen (RB).

25 Jahre lang prägte er die tagesschau

Dort kündigte unter anderem den „Beat Club“ an, eine der ersten Musiksendungen für Jugendliche. „In wenigen Sekunden beginnt die erste Show im Deutschen Fernsehen, die nur für Euch gemacht ist“, sagte Wieben – und bat ältere Zuschauer in seiner Anmoderation „um Ihr Verständnis“.

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Im Jahr 1973 hatte er seinen ersten Einsatz als Sprecher der tagesschau, die er 25 Jahre lang prägen sollte. Seinen Abschied am 24. Juni 1998 nahm er ohne großes Aufsehen: „Wir melden uns wieder um 22.30 Uhr mit den tagesthemen“, moderierte er die Sendung professionell ab. Danach sagte er noch „Danke, das war’s“, was aber on air nicht mehr zu hören war.

Keine Berührungsangst vor der Popmusik, eine große Liebe fürs Plattdeutsche

Später sagte er, er nehme die „Erinnerung an eine sehr schöne Zeit“ mit: „Kein Bedauern, dass es nicht mehr ist, wie es nun so viele Jahre gewesen ist.“ Neben seinem Job als Sprecher für die tagesschau war er auch in zeitgenössischer Musik zu hören:  In Falcos „Jeanny“ spricht er den „Newsflash“, 2007 steuerte er das Intro des 80’s Flashback-Samplers bei, auf dem bekannte deutsche Hip-Hop-Künstler Erfolge der 1980er Jahre neu interpretieren.

Zuletzt schrieb Wieben vor allem Bücher auf Plattdeutsch, das er als seine Muttersprache sah, und las aus ihnen vor. Hochdeutsch habe er erst in der Schule gelernt, sagte er. Neben seinen eigenen Büchern las er auch aus zahlreichen anderen Werken, sprach Hörbücher ein und war gelegentlich als Fernsehmoderator aktiv.

Wilhelm Wieben lebte sein Schwulsein offen und selbstbewusst, aber diskret

Seine sexuelle Orientierung behandelte Wilhelm Wieben diskret. Geoutet wurde er im Jahr 1995 von der deutschen Schauspielerin Inge Meysel. „Eigentlich habe ich nur schwule Freunde. Ich verreise zum Beispiel gerne mit Wilhelm Wieben“, sagte sie in einem Interview mit der Illustrierten stern. Wieben stimmte zuvor der Veröffentlichung dieser Interviewpassage ausdrücklich zu.

Im Jahr 2006 erzählte er der Bild-Zeitung, dass er noch nie eine feste Beziehung hatte: „Ich habe keinen getroffen, mit dem ich mein Leben verbringen wollte“, gab er offen zu. „Dass ich schwul bin, wusste ich schon vor der Pubertät. Ich bin nie damit hausieren gegangen, habe die Schwulenszene gemieden. Männer habe ich meist auf Partys kennengelernt“, erinnerte er sich.

In der heutigen Zeit habe er kein Verständnis dafür, ungeoutet zu leben, sagte er in einem Interview

In dem Interview betonte Wieben auch dass er es deshalb schwer gehabt habe, weil Homosexualität in der Bundesrepublik Deutschland bis zu seinem 34. Geburtstag verboten gewesen sei: „Ich war von Angst besetzt. Es gab niemanden, dem ich mich anvertrauen konnte“, so Wieben damals.

In der heutigen Zeit sei ein verstecktes Leben für ihn unvorstellbar, sagte er in einem anderen Interview: „Inzwischen habe ich eigentlich kein Verständnis dafür, wenn jemand aus seiner Homosexualität ein Geheimnis macht.“ Er selbst habe auf sein Coming Out nur positive Reaktionen bekommen.

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