Freitag, 26. Juli 2024
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Nach Aus für Pride Village: Neos-Gemeinderat greift HOSI Wien an

Für Aufregung sorgt die Absage des diesjährigen Pride Village am Wiener Rathausplatz durch die Veranstalterinnen. Für die Organisatorinnen ist die geringe Förderhöhe durch Vizebürgermeister Wiederkehr daran schuld, in seiner Partei sieht man das anders.

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Der März beginnt für die Wiener Community mit einer Schockmeldung: Es wird auch dieses Jahr im Rahmen der Vienna Pride am Rathausplatz kein Pride Village geben. Die Veranstalterinnen, HOSI Wien und Stonewall GmbH, sehen die Schuld dafür beim zuständigen Stadtrat, Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr von den Neos.

Mehr Kosten, weniger Förderung für das Pride Village

Die Förderung der Stadt Wien für die Pride sei „erheblich niedriger als noch vor Corona, womit die seit 2018 massiv gestiegenen Sicherheits- und Veranstaltungskosten nicht gedeckt werden können“, heißt es von den Veranstalterinnen.

„Das Büro des zuständigen Stadtrats Christoph Wiederkehr hat uns informiert, dass man Vienna Pride heuer nur mit 175.000 Euro unterstützen kann. Allein die Kosten für die Sicherheit der Besucherinnen würden aber 160.000 Euro ausmachen“, erklärt Ann-Sophie Otte, Obfrau der HOSI Wien. Einziger Ausweg für die Organisatorinnen: Eine Absage des Pride Village.

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Die Absage sei „nicht nachvollziehbar“, so Wiederkehr

Ein Schritt, den man im Büro des Vizebürgermeisters nicht versteht. Immerhin wären dieses Jahr „um 15% mehr Fördermittel zur Verfügung gestanden. Damit wäre die Veranstaltung sehr gut durchführbar gewesen. Für mich ist die Absage nicht nachvollziehbar“, so Wiederkehr gegenüber GGG.at.

Was er nicht dazusagt: Im letzten Jahr, auf das er sich bezieht, hat es aufgrund der Corona-Beschränkungen kein Pride Village gegeben. Darauf entgegnet das Büro des Vizebürgermeisters: Die höhere Förderung 2019 sei auf die in Wien abgehaltene EuroPride und den dadurch höheren Finanzbedarf zurückzuführen, heißt es gegenüber dem Standard .

Neos zu HOSI: „Kein guter Stil“

Aus seiner Partei, den Neos, kommen noch deutlichere Töne. „Es ist kein guter Stil, der Stadt über die Medien auszurichten, dass die HOSI es auch heuer nicht schafft, das Pride Village auf die Beine zu stellen. So geht man in einer guten Partnerschaft nicht miteinander um“, richtet Thomas Weber, Gemeinderat und LGBTI-Sprecher der Wiener Neos, selbst über die Medien aus.

Die Neos würden sich, so Weber, dafür einsetzen, dass es im Juni am Rathausplatz ein buntes Programm gibt, „das einmal mehr die Weltoffenheit und Vielfalt Wiens vor den Vorhang holt!“ Wer dieses organisieren soll, verrät der Pinke Gemeinderat allerdings nicht.

Grüne: „Diversität kein Wert für die Stadtregierung“

Bei den Grünen, seit dieser Legislaturperiode in Opposition, weiß man die Steilvorlage zu verwandeln. „Damit verliert die Stadt ein Herzstück des weltoffenen Wiens. Rot-Pink zeigt damit, dass dieses Zeichen für Diversität und Zusammenhalt offenbar keinen Wert für die Stadtregierung hat“, so Peter Kraus, offen schwuler Parteichef der Wiener Grünen.

Man könne die Entscheidung nicht nachvollziehen, so Kraus weiter, der SPÖ und Neos auch an ihr Regierungsübereinkommen erinnerte. Dort sei deutlich verankert, dass Regenbogenparade und Pride Village abgesichert und unterstützt werden sollen.

„Diese Versprechungen werden nun gebrochen. Es muss eine Lösung gefunden werden, die sicherstellt, dass das Pride Village stattfinden kann“, fordert der Chef der Wiener Grünen.

Die Wiener SPÖ verhält sich auffallend ruhig

Auffallend ist auch, von wem es kein öffentliches Statement gibt: Die Wiener SPÖ, Koalitionspartner der Neos und Unterstützerin des Pride Village, hält sich bis jetzt mit einer Stellungnahme – und damit einer möglichen Verteidigung des Vizebürgermeisters – zurück.

Vielleicht ist das letzte Wort wirklich noch nicht gesprochen. Gegenüber GGG.at meint Vizebürgermeister Wiederkehr, er werde sich „dafür einsetzen, dass es ein attraktives und buntes Angebot geben wird, um das Pride Village zu retten“. Das wäre auch wirtschaftlich geboten: Die Vienna Pride sorgt pro Jahr für eine Wertschöpfung in der Höhe von durchschnittlich 120 Millionen Euro – ein Betrag, der ohne Pride Village deutlich kleiner ausfallen dürfte.