
Zehn Folgen lang suchte die zum ProSiebenSat.1-Konzern gehörende Streaming-Plattform Joyn nach dem „Mr. Gay Germany“. Zwölf Kandidaten präsentierten sich in einer Villa in Sitges bei Barcelona. Gewonnen hat schließlich der 22 Jahre alte Lukas Küchen aus Köln.
Die rechtmäßige Wahl wird von meheren Seiten angezweifelt
Doch an seiner Eignung als „Botschafter der deutschen LGBTIQA+-Community“ herrschen Zweifel. So stellte Joyn bereits im Februar erste interne Ermittlungen an, um „etwaigen Schaden“ vom Streaming-Dienst abzuwenden.
„Insgesamt geht es darum, dass von sehr vielen Seiten die rechtmäßige Wahl von Lukas erheblich angezweifelt wird“, heißt es dazu in einem Schreiben an Kandidaten und Produktionsmitarbeiter, das der Bild-Zeitung vorliegt. So wollte Joyn wissen, ob sich Juroren und der Sieger schon vor dessen Gewinn kannten. So haben „Mr. Gay Germany“-Chef Patrick Dähmlow und Lukas Küchen 2018 einen gemeinsamen Schnappschuss mit dem Hashtag „Friends“ bei Instagram geteilt.
Auch sei fraglich, ob die Bewertungen für die einzelnen Challenges nicht nachträglich zugunsten von Lukas Küchen angepasst wurden. Wie Joyn der Zeitung mitteilt, konnten die Zweifel „nach interner Prüfung nicht vollständig“ aufgeklärt werden.
Ein TikTok-Video des Gewinners sorgt für Ärger in der Community
Und auch wegen eines TikTok-Clips ist der amtierende Mr. Gay Germany in die Kritik geraten. In dem Video bezeichnet Küchen Make-up bei Männern grundsätzlich als „supercool“, dennoch habe er eine „große Angst“: „Würde es dann passieren, dass Männer genauso Catfishs werden wie Frauen?“. Ein Satz, der viele in der Community verstört hat.
„Du sagst also, unter Make-up sind wir alle hässlich und weibliche Attribute etwas Schlechtes?“, fragte der ehemalige Gast-Juror David Lovric in einem mittlerweile auf privat gestellten TikTok-Beitrag. „Und so eine Person soll unsere Community repräsentieren? Absolute Fehlbesetzung!“, ärgerte sich der ehemalige Vize-Mister Maurice Schmitz.
Joyn zieht die Notbremse, Veranstalter und Gewinner weisen alle Vorwürfe von sich
Joyn hat mittlerweile die Notbremse gezogen: Man habe als Streaming-Partner keinen Einfluss auf den Ablauf des Wettbewerbs, twitterte die ProSiebenSat.1-Tochter. Die Show wurde aus dem Streaming-Portfolio genommen, ist nicht mehr aufzurufen. Trotzdem wolle man „die LGBTIA+-Community weiterhin in unseren Formaten repräsentieren“.
Eine Entscheidung, die man bei „Mr. Gay Germany“ nicht verstehen kann. Gegenüber Bild sagte Dähmlow, es handle sich um „haltlose Vorwürfe“: „Das ist in der queeren Szene einer Stadt ganz normal, dass man sich kennt.“ Auch Lukas Küchen selbst nennt die Vorwürfe „erfunden“.