Seit zwei Jahren regieren die Taliban Afghanistan mit harter Hand: Frauen werden vom öffentlichen Leben immer mehr ausgeschlossen, und auch sexuellen Minderheiten drohen in dem islamischen „Gottesstaat“ Verfolgung, Folter und Tod. So steht auf gleichgeschlechtlichen Sex die Todesstrafe, die Taliban suchen Menschenrechtsorganisationen zufolge systematisch nach queeren Menschen.
Aufnahmeprogramm für besonders gefährdete Menschen läuft an
Die Bundesrepublik Deutschland hat deshalb ein Aufnahmeprogramm für besonders gefährdete Menschen gestartet. Nun wurden die ersten beiden queeren Männer aus Afghanistan nach Deutschland geholt. Wie der Tagesspiegel berichtet, haben die beiden Männer, sie sind beide Anfang 20, bereits Einzelzimmer in einem Wohnheim in Bremen bezogen. Für ihre Sicherheit sorgt dort auch ein Wachdienst.
Da sie über das Bundesaufnahmeprogramm nach Deutschland gekommen sind, haben sie bereits einen dreistufigen Prüfungsprozess bestanden und müssen keinen Asylantrag mehr stellen. Sie können direkt eine Aufenthaltserlaubnis beantragen. Am Prüfungsprozess waren auch das Innenministerium und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) miteinbezogen.
Die Betroffenen werden sorgfältig ausgewählt
Vorgeschlagen werden die queeren Personen, die von Afghanistan nach Deutschland kommen sollen, vom Lesben- und Schwulenverband (LSVD) in Abstimmung mit der Partnerorganisation Rainbow Afghanistan. „Es werden Videointerviews geführt, in denen geprüft wird, ob die Fallerzählung stimmig ist und ob die Leute auch wirklich LGBTIQ sind“, erklärt Jörg Hutter vom LSVD-Bundesvorstand dem Tagesspiegel.
Die Bundesrepublik hat bereits grünes Licht für 50 weitere Aufnahmen gegeben, darunter sind auch Frauen und lesbische Paare. Das Problem ist nun die Ausreise der Personen aus Afghanistan. Ein Pass könne bis zu 2000 Euro kosten, ein Visum um die 1400 Euro, so Hutter: „Aber das kriegen wir hin, wir sind fantasiereich.“ Insgesamt sollen in den nächsten Jahren so noch 1000 bis 2000 queere Menschen aus Afghanistan in Sicherheit gebracht werden.
„Die Ankunft der ersten queeren Geflüchteten aus Afghanistan gibt uns Hoffnung, gemeinsam mit den Behörden noch mehr Personen vor dem menschenfeindlichen Regime der Taliban retten zu können“, ergänzt Hutter in einer Stellungnahme des Lesben- und Schwulenverbandes.