Donnerstag, 28. März 2024
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Berlin: Neuer Film im Homo-Mahnmal

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In Berlin gibt es seit gestern einen neuen Film, der durch das Sichtfenster des Homo-Mahnmals zu sehen ist.

Auf Druck von Feministinnen zeigt der Film nun nicht nur zwei Männer, die sich küssen, sondern verschiedene gleichgeschlechtliche Paare – junge und alte, Männer und Frauen sowie Reaktionen auf die Küsse. Damit soll darauf hingewiesen werden, dass auch heute noch Homophobie ein Problem sei. Der neue Film stammt von den Künstlern Gerald Backhaus, Bernd Fischer und Ibrahim Gülnar.

Ursprünglich sollte das Video bereits 2010 ausgetauscht werden. Wie die Sprecherin der für das Mahnmal verantwortliche Stiftung, Felizitas Borzym, sagte, gab es „Probleme beim Wettbewerb“. Es war nicht das erste Mal, dass das Mahnmal an die von den Nationalsozialisten verfolgten Homosexuellen zum Zankapfel wird.

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Von der Eröffnung bis gestern war eine „endlos wirkende Kussszene“ des dänisch-norwegischen Künstlerduos Michael Elmgreen und Ingar Dragset zu sehen – als Erinnerung, dass auch Küsse zwischen zwei Männern im Nationalsozialismus strafbar waren.

Ein halbes Jahr, nachdem der Entwurf abgesegnet wurde, hat das Frauenmagazin „Emma“ jedoch eine Kampagne gegen das Mahnmal gestartet, weil es weibliche Homosexuelle nicht berücksichtige. Die beiden Künstler schlugen daraufhin vor, das Kuss-Video alle zwei Jahre neu gestalten zu lassen.

Weil in dem neuen Wettbewerb nicht ausdrücklich eine Szene mit küssenden Männern ausgeschrieben war, hatten die Leiter mehrerer KZ-Gedenkstätten in Deutschland im März 2010 vor einer „Verfälschung der Geschichte“ gewarnt. Im Nationalsozialismus seien nur homosexuelle Männer verfolgt worden, schrieben sie in einem offenen Brief. Liebe unter Frauen sei zwar verpönt gewesen, aber kein Grund zur Verfolgung.

Das Video, das seit gestern im Mahnmal zu sehen ist, ist nun ein Kompromiss, mit dem auch der Lesben- und Schwulenverband Deutschlands (LSVD) leben kann. „Wir finden es schön, wenn das Mahnmal beweglich ist und einem Prozess unterliegt“, ist LSVD-Bundessprecherin Renate Rampf zufrieden.

Während des Nationalsozialismus wurden bis zu 50.000 schwule und bisexuelle Männer verurteilt. Teilweise wurden sie kastriert, mehrere tausend wurden in Konzentrationslager verschleppt. Ein Großteil von ihnen starb wegen Hunger, Krankheit und Misshandlung oder wurde Opfer gezielter Mordaktionen. Der von den Nationalsozialisten im Jahr 1935 verschärfte §175, der Homosexualität unter Strafe stellte, wurde in der Bundesrepublik Deutschland erst 1994 außer Kraft gestellt.

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