Freitag, 29. März 2024
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Wut und Enttäuschung in Kroatien

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Entsetzen und Enttäuschung gibt es bei den kroatischen Liberalen über den Ausgang des Referendums, das die Ehe als Verbindung von Mann und Frau festschreiben möchte. Nach Auszählung aller Stimmen gab es mit 65,87 Prozent dafür überwältigende Zustimmung. Gegner des Referendums hatten nur in den westlichsten Landesteilen, an der Grenze zu Italien und Slowenien, die Mehrheit. Die Wahlbeteiligung lag allerdings nur bei 26,27 Prozent – ungefähr gleich viele Menschen haben, von kirchennahen Organisationen angetrieben, für die Abhaltung eines Referendums unterschrieben.

Das Webportal „Index“ titelte mit der Überschrift „Kroatien wie einst“ und illustrierte das Abstimmungsergebnis mit einem weiß-rot gewürfelten Hakenkreuz auf der Landesfahne. Premierminister Zoran Milanović, dessen Mitte-Links-Regierung gegen das Volksbegehren war, sprach von einem „traurigen und sinnlosen Referendum“. Er hat angekündigt, noch diese Woche ein Gesetz zur Einführung von Eingetragenen Partnerschaften für schwule und lesbische Paare auf den Weg zu bringen.

Staatschef Ivo Josipović sprach von einem eher „weltanschaulichen Referendum“, dessen Ergebnis praktisch nichts ändere, dessen Resultat aber respektiert werden müsse.

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Denn die Öffnung der Ehe stand im konservativen Kroatien gar nicht zur Debatte. Allerdings hatte die kirchennahe Initiative „Im Namen der Familie“ das Volksbegehren erzwungen, nachdem sie 750.000 Unterschriften für das Referendum sammeln konnte. Ihre Geldquellen wollten die Gegner der Ehe-Öffnung bis zum Schluss nicht offenlegen.

Der rechtskonservative Oppositionschef Tomislav Karamarko von der HDZ erklärte, man wollte nur „die traditionellen Werte schützen und niemand seine Rechte streitig machen“. Den Sieg feierte die Initiative eher unter sich: Da sie einigen Medien, unter anderem dem Staatsfernsehen HRT, die Akkreditierung verweigert hatten, boykottierten fast alle Medien die Initiatoren.

Die Debatte rund um die Verfassungsänderung wurde sehr emotional geführt. Liberale Medien und Prominente warnten vor ähnlichen Volksbegehren. „Heute die Homosexuellen, morgen Ihr“, warnte beispielsweise die populäre Popdiva Severina: „Wenn Ihr heute schweigt, kommen sie morgen zu Euch, weil Ihr aus Dalmatien kommt, invalid oder arm seid.“

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