Donnerstag, 25. April 2024
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Kanadischer Premier Trudeau entschuldigt sich für Diskriminierung von Lesben und Schwulen

„Ihr seid Fachkräfte. Ihr seid Patrioten. Und vor allem seid ihr unschuldig.“

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Der kanadische Premierminister Justin Trudeau hat sich in einer Rede vor dem Parlament in Ottawa offiziell für die Diskriminierung von LGBTQ2 durch den Staat entschuldigt. „Im Namen der Regierung, des Parlaments und des kanadischen Volkes: Wir haben Fehler gemacht. Es tut uns leid. Wir werden niemals zulassen, dass so etwas noch einmal passiert“, sagte Trudeau.

LGBTQ2 steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender; die „2“ am Ende steht für „two-spirit“ und meint in diesem Zusammenhang die LGBTQ-Gemeinde der kanadischen Ureinwohner.

„Wir werden niemals zulassen, dass so etwas noch einmal passiert“, sagte er im Parlament

„Ihr seid Fachkräfte. Ihr seid Patrioten. Und vor allem seid ihr unschuldig. Für all euer Leid verdient ihr Gerechtigkeit und Frieden“, betonte der Politiker im kanadischen Unterhaus. Mit seiner Entschuldigung wandte er sich an Menschen, die zwischen den 1950er und 1990er Jahren wegen ihrer sexuellen Orientierung in Kanadas Bundesbehörden, der Armee, der Bundespolizei und den Geheimdiensten diskriminiert und teilweise aus dem Staatsdienst entlassen worden waren.

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So haben die kanadischen Behörden LGBTQ2 nach dem zweiten Weltkrieg systematisch aus dem Staatsdienst gedrängt, da sie als erpressbar durch die Sowjetunion galten. Im Militär war Homosexuellen der Dienst bis zum Jahr 1992 verboten.

„Rosa Listen“, Entlassungen und Job-Verbote für Lesben und Schwule

In den 1960er Jahren hat die kanadische Polizei auch „rosa Listen“ mit den Namen tausender mutmaßlicher Homosexueller angelegt. Zum Einsatz kamen dabei auch Geräte, mit denen die Reaktion der Pupillen von Verdächtigen auf homosexuelle Pornografie gemessen wurde. So sollten die Männer als schwul „entlarvt“ werden.

Außerdem kündigte Trudeau eine Zahlung von 100 Millionen kanadischer Dollar, umgerechnet mehr als 67 Millionen Euro, an die Opfer an. Damit möchte er eine Sammelklage von tausenden Kanadiern beilegen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung entlassen wurden. Die Details der Entschädigung müssen noch ausgearbeitet und von einem Bundesgericht abgesegnet werden. Zusätzlich soll die Regierung kanadischen Medien zufolge Projekte gegen Homophobie finanziell unterstützen.

Trudeaus Vater entkriminalisierte Homosexualität

Homosexualität wurde in Kanada im Jahr 1969 entkriminalisiert. Das Gesetz hatte der damalige Justizminister – und spätere Premierminister – Pierre Trudeau eingebracht. „In den Schlafzimmern der Nation ist kein Platz für den Staat“, so Trudeau damals. Er war der Vater des derzeitigen Regierungschefs. Im Jahr 2019 soll auch auf Bundesebene des 50. Jahrestags der Entkriminalisierung gedacht werden.

Justin Trudeau hat sich immer wieder für die Rechte von Homosexuellen eingesetzt. So hat er im dieses Jahr als erster Regierungschef auf dem Parlamentshügel im Ottawa persönlich eine Regenbogenfahne gehisst und – ebenfalls als erster Premierminister – an der Toronto Pride teilgenommen.

Außerdem hat Trudeau dem Land eine geschlechtergerechte Nationalhymne verpasst und führte eine dritte Geschlechts-Option auf allen amtlichen Dokumenten ein.

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