Dienstag, 23. April 2024
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Johannes Kahrs zieht sich aus der Politik zurück

Nach 21 Jahren im Bundestag will der Politiker neue Wege gehen

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Einer der profiliertesten homosexuellen Politiker Deutschlands wirft das Handtuch: Der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs hat gestern angekündigt, mit sofortiger Wirkung alle politischen Ämter zurückzulegen. Er begründet seinen Schritt damit, dass ihn seine Fraktion nicht bei der Nominierung eines neuen Wehrbeauftragten berücksichtigt habe.

Weil er nicht als Wehrbeauftragter vorgeschlagen wurde, schmeisst Kahrs alles hin

„Als langjähriger Berichterstatter für das Verteidigungsministerium im Haushaltsausschuss hätte ich gern für das Amt des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages kandidiert“, so Kahrs in einer Erklärung. Derzeit hat der SPD-Abgeordnete Klaus-Peter Bartels dieses Amt inne, das als „Anwalt der Soldaten beim Bundestag“ gilt. Medienberichten zufolge hätte er auch dieses Amt gerne weiter ausgeübt.

Allerdings hat SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich für diese Funktion seine Stellvertreterin Eva Högl vorgeschlagen – und dieser Vorschlag wurde vom Fraktionsvorstand einstimmig unterstützt. „Ich akzeptiere dies und wünsche ihr viel Erfolg“, so Kahrs in seiner Stellungnahme. Er selbst suche nun aber „außerhalb der Politik einen Neuanfang“. 

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„Für das Jahr 2020 habe ich mir seit Langem einen persönlichen Neuanfang vorgenommen“

„Für das Jahr 2020 habe ich mir seit Langem einen persönlichen Neuanfang vorgenommen. Nach 21 Jahren im Deutschen Bundestag, seit fast 40 Jahren in der SPD, wird es Zeit, für mich andere Wege zu gehen“, so Kahrs in seiner persönlichen Erklärung.

Kahrs saß als direkt gewählter Abgeordneter für den Wahlkreis Hamburg-Mitte seit 21 Jahren im Bundestag. Er war Sprecher des einflussreichen konservativen Seeheimer Kreises innerhalb der SPD, und damit innerhalb der Fraktion ein Gegenpol zu Mützenich, der dem linken Flügel zugeordnet wird. Seine Spezialgebiete waren Verteidigungs- und Haushaltpolitik.

Kahrs wahr nicht immer unumstritten, aber erfolgreich

In der SPD ist der gebürtige Bremer durchaus umstritten – unter anderem durch seine Verbindungen zur Rüstungslobby und einem Hang zur Strippenzieherei und zu innerparteilichen Intrigen. Unbestritten ist hingegen sein Einsatz gegen Rechts; Im Bundestag machte er auch mit einigen starken Reden gegen die rechtspopulistische AfD auf sich aufmerksam.

Kahrs war auch einer der ersten offen schwulen Bundespolitiker in Deutschland: Geoutet hat er sich schon bei seinem Einzug in den Bundestag. Die Entscheidung habe ihn „mehrere schlaflose Nächte“ gekostet, erinnert er sich heute. Schließlich berichtete der Stern über seine sexuelle Orientierung – und der Politiker drückte jedem das Heft in die Hand, der es noch nicht wusste.

Im Jahr 2008 wurde er erster Sprecher für die Belange von Lesben und Schwulen der SPD-Fraktion – einen Posten, den der Oberst der Reserve erst letztes Jahr an Karl-Heinz Brunner abgab. Im Jahr 2018 heiratete Kahrs nach 25 Jahren Partnerschaft seinen Partner Chrstoph Rohde – zuvor hatte er sich geweigert, eine mit weniger Rechten verbundene Lebenspartnerschaft einzugehen. 

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