Freitag, 26. Juli 2024
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„Schwuchteln“ in den Priesterseminaren: Wortwahl des Papstes sorgt für Empörung

Verstört reagieren italienische LGBTI-Verbände über einen Sager von Papst Franziskus über schwule Priesterseminaristen. Es gebe in den Seminaren ohnehin schon zu viel „Schwulitäten“, so der Heilige Vater.

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Bei einem nicht öffentlichen Treffen mit rund 200 italienischen Bischöfen in der vergangenen Woche hat sich Papst Franziskus gegen die Aufnahme offen schwuler Männer in die Priesterseminare des Landes ausgesprochen. Für Schlagzeilen sorgte allerdings die Wortwahl, die er dabei verwendet hatte.

Zu viele „Schwulitäten“ in den Priesterseminaren

„Es gibt in den Priesterseminaren schon zu viele Schwuchteln“, wird der Heilige Vater von den angesehenen italienischen Tageszeitungen La Repubblica und Corriere della Sera zitiert. Sie schreiben, dass er dabei die abwertenden italienischen Begriffe „froci“ (Schwuchteln) und „frociaggine“ (Schwulitäten) verwendet haben soll. 

Wie die Nachrichtenagentur Kathpress schreibt, soll der Begriff in Rom allerdings „nicht zwingend abwertend“ verwendet werden. Die Bischöfe sprechen von einem Lapsus des Papstes, für den Italienisch nicht seine Muttersprache sei. Sie erklärten, es sei ihnen klar gewesen, dass sich der Papst nicht bewusst gewesen sei, wie beleidigend der Ausdruck sei. Eine Stellungnahme des Vatikans zu der Causa gibt es nicht.

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Vertreter der LGBTI-Community sind empört

Die Aufregung ist dennoch groß:Der sozialdemokratische Abgeordnete und LGBTI-Aktivist Alessandro Zan geisselt einmal mehr die Homophobie in der katholischen Kirche. „In der katholischen Kirche weiß man nicht mehr, wo man die vielen Homosexuellen unter den Geistlichen verstecken soll. Die repressive Politik der katholischen Kirche gegenüber der LGBTQIA+-Gemeinschaft muss ein Ende finden“, erklärte auch Rosario Coco, Präsident des Homosexuellenverbands Gaynet.

In der Sache bleibt der Papst hart: Während die Bischöfe auch wegen des Priestermangels gehofft haben, das Verbot für schwule Männer, Priester werden zu können, gelockert werden könne, blieb Franziskus bei der Linie seines Vorgängers Benedikt. Dieser hatte 2005 die Ablehnung schwuler Männer für die Priesterweihe festgelegt – auch, wenn sie im Zölibat leben müssen, Franziskus hat diesen Kurs zuletzt 2016 bestätigt.

Die Bischöfe hatten im November auf ihrer Versammlung einen neuen Text zur Zulassung zu Priesterseminaren angenommen, der zwischen einer „einfachen homosexuellen Orientierung“ und „tief verwurzelten Tendenzen“ unterscheidet. Männer mit ersterer sollten Priester werden können. Der Text ist noch nicht veröffentlicht, weil sie dafür die Freigabe aus dem Vatikan brauchen. Diese werden sie wohl nicht bekommen.