Freitag, 26. Juli 2024
HomeCSD & ParadenPride in ÖsterreichSt. Pölten Pride für FPÖ-Abgeordneten "Zeichen der Dekadenz" und "Provokation"

St. Pölten Pride für FPÖ-Abgeordneten „Zeichen der Dekadenz“ und „Provokation“

Mit einer bemerkenswerten Schimpftirade kommentiert der niederösterreichische FPÖ-Landtagsabgeordnete Martin Antauer die Pride in St. Pölten. Die Schärfe des Angriffs sorgt sogar dafür, dass die ÖVP die Pride verteidigt.

Meistgelesen

Neu auf GGG.at

Am letzten Wochenende hat in der niederösterreichischen Landeshauptstadt St. Pölten zum dritten Mal eine Pride stattgefunden. Die Stadt hat sich dementsprechend vorbereitet – etwa mit ihrem ersten Regenbogen-Zebrastreifen oder der Pride-Flagge vor dem Rathaus. Einem, dem das überhaupt nicht gefällt, ist der FPÖ-Bezirksparteiobmann von St. Pölten, Landtagsabgeordneter Martin Antauer.

FP-Antauer: Pride will „klassische Familie“ abschaffen

Er bezeichnet mit einigen Tagen Verspätung in einer Presseaussendung die Pride als „Zeichen der Dekadenz“, das dazu diene, „lauten und schrillen Interessengruppen eine Bühne zu geben“. Es gehe „um reine Provokation“, dem Wunsch der „Abschaffung der klassischen Familie“ und einen „Regenbogen-Zirkus“.

Sonst wiederholt Antauer die üblichen Stehsätze rechter Politiker, wenn es um Prides geht: Sexualität sei Privatsache und müsse nicht „sichtbar vor sich hergetragen werden“, wenn „auch Kinder zusehen können“. Niemand werde in Österreich wegen seiner sexuellen Orientierung benachteiligt – auch, wenn aktuelle Studien wie etwa von der EU-Grundrechtsagentur FRA, gerade das genaue Gegenteil nachweisen.

- Werbung -

Mehr als 30 Millionen für „Corona-Opfer“ – aber kein Geld für die queere Community

Außerdem hätten, so der FPÖ-Abgeordnete – Regenbogenflaggen auf öffentlichen Gebäuden nichts zu suchen und es sei obszön, dass „für derartige Veranstaltungen Steuergeld verschwendet werde“. Und das, obwohl das Land Niederösterreich auf FPÖ-Initiative angeblichen „Corona-Impfopfern“ mehr als 30 Millionen Euro zur Verfügung stellt – unter anderem dem umstrittenen Impfgegner Martin Rutter.

Diese Schimpftiraden waren offenbar auch dem eigenen Koalitionspartner zuviel. „Solange Hass und Gewalt, gesundheitliche Probleme und Vorurteile Thema sind, wird es die Pride-Paraden und die Diskussion rundherum geben müssen“, betont Florian Krumböck, offen schwuler Landtagsabgeordneter der ÖVP in Niederösterreich.

„Aus meiner Sicht wäre es am besten, wenn es die Pride nicht geben müsste. Denn das würde heißen, wir brauchen uns nicht mehr mit Hass und Gewalt herumschlagen“, so Krumböck weiter. Doch „importierter und einheimischer Hass“ sei noch immer ein Thema und ein „freies gleiches Leben noch immer keine Selbstverständlichkeit (…), wie von manchen behauptet wird“.