Samstag, 27. April 2024
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Grindr-Dates mit HIV infiziert: Lebenslange Haft

Für die Staatsanwältin ein „zynischer und vorsätzlicher Kreuzzug, um andere Männer mit HIV anzustecken“.

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Ein 27-Jähriger, der seine Grindr-Dates absichtlich mit HIV infiziert hatte, wurde in Großbritannien zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Die erste Möglichkeit auf Bewährung gibt es nach zwölf Jahren. Die Schuld des Mannes wurde bereits im November im einem sechs Wochen dauernden Prozess festgestellt, nun wurde die Strafe verlautbart.

Die Infektion war kein Leichtsinn – sondern pure Absicht

So sah es das Gericht als erwiesen an, dass Daryll Rowe aus Edinburgh wissentlich fünf Männer beim Sex mit HIV infiziert hat, bei mindestens zehn habe er es versucht. Er wurde deshalb in fünf Fällen wegen schwerer Körperverletzung verurteilt, in fünf weiteren wegen versuchter schwerer Körperverletzung. Richterin Christine Henson sagte dem Angeklagten, seine Opfer würden „wegen ihren brutalen und sinnlosen Akten an einer lebenslangen Strafe leiden“.

Seine Opfer hat der 27-Jährige über die Online-Plattform Grindr getroffen. Er hat sie dazu gedrängt, mit ihm Sex ohne Kondom zu haben. Dabei hat er den Betroffenen auch versichert HIV-negativ zu sein. Wenn sich der Sex-Partner weigerte, benutzte der Friseur zuvor präparierte Kondome oder entfernte das Kondom währenddessen, um den Mann zu infizieren.

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Seine Opfer verhöhnte Daryll Rowe nach der Ansteckung

Doch seine Opfer nur zu infizieren war für Rowe offenbar nicht genug. Einem der Männer schickte er eine Textnachricht, in der „Vielleicht hast du jetzt Fieber weil ich in dir gekommen bin und HIV habe. Lol. Ups.“ stand. Einem andere schickte er die Nachricht „Ich habe das Kondom angeritzt, also verbrenne“.

Bei einer anderen Gelegenheit sagte der 27-Jährige seinem Date: „Denk daran, du hässlicher Fick. Du wirst für immer alleine sein.“ Dementsprechend bezeichnete Staatsanwältin Caroline Carberry die Handlungen des Angeklagten als „zynischen und vorsätzlichen Kreuzzug, um andere Männer mit HIV anzustecken“.

Weil ihn ein Freund angesteckt hatte, sollten auch andere Schwule leiden

Im April 2015 hatte Daryll Rowe herausgefunden, dass ein Ex-Freund ihn mit HIV infiziert hatte. Kurz darauf begann er, andere Männer absichtlich mit der Immunschwächekrankheit zu infizieren. Das erste Mal wurde der 27-Jährige deshalb schon im Februar 2016 festgenommen – doch bestritt er vor der Polizei, HIV-positiv zu sein. Die Polizei gab damals eine öffentliche Warnung heraus und forderte Sexualpartner von Rowe auf, sich zu melden.

Unter einem falschen Namen versuchte er im November 2016, zwei weitere Männer zu infizieren. Als ihn die Polizei schließlich endgültig hinter Gitter brachte, hatte er einen Rucksack mit präparierten Kondomen bei sich.

Rowe verweigert eine antiretrovirale Therapie und vertraut auf Eigenurin und vegane Ernährung

Er selbst bestritt bis zum Schluss, seine Opfer absichtlich angesteckt zu haben. Er behauptete geglaubt zu haben, dass er durch eine „alternative“ Therapie mit Eigenurin und veganer Ernährung geheilt worden sei. Eine wirksame antiretrovirale Therapie lehnt der Friseur hingegen ab. Doch das nahm ihm das Gericht nicht ab. Es sprach ihn in allen Anklagepunkten der schweren Körperverletzung schuldig.

Auch der National AIDS Trust verurteilte die Taten von Daryll Rowe. „HIV vorsätzlich zu übertragen ist ein zu verurteilendes Verbrechen, das jemand nur dann begehen kann, indem er seine eigene lebenswichtige Behandlung verweigert. Unsere Gedanken sind bei den Opfern des Falles“, so dessen Vorsitzende Deborah Gold auf Twitter.

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