Dienstag, 23. April 2024
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Apretude: Erste „PrEP-Spritze“ in den USA zugelassen

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Die Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) ist derzeit eine der wirksamsten Waffen gegen HIV: Wer sich vor einer HIV-Infektion schützen möchte, muss jeden Tag eine Tablette nehmen. Das könnte schon bald einfacher werden: Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat eine Spritze zugelassen, die nur alle zwei Monate verabreicht werden muss. Problematisch ist derzeit allerdings noch der hohe Preis des Medikaments.

Keine tägliche Tablette mehr, die man vergessen kann

Unter dem Markennamen Apretude ist nun in den USA eine Spritze mit dem Wirkstoff Cabotegravir auf dem Markt. Eine Studie mit 4.566 schwulen Männern und trans Frauen, die Sex mit Männern haben, zeigte, dass die Spritze das Risiko einer HIV-Infektion verglichen mit der Kontrollgruppe, die Pillen wie Truvada nahm, um 69 Prozent reduziert. In einer Studie unter 3.224 Frauen war das Risiko einer Infektion sogar um 90 Prozent kleiner.

Zu Beginn einer PrEP Apretude sind zunächst zwei Injektionen im Abstand von einem Monat notwendig, danach muss das Präparat alle zwei Monate gespritzt werden. Die Patient:innen können die PrEP entweder direkt mit Apretude beginnen oder zuänchst vier Wochen lang Cabotegravir als Tablette einnehmen, um zu testen, wie gut sie das Medikament vertragen. 

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Die Entscheidung für Apretude muss langfristig sein.

Zu den Nebenwirkungen, die laut FDA häufiger als bei der bisherigen Tabletten-PrEP auftraten, gehören Reaktionen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen, Fieber, Müdigkeit, Rückenschmerzen, Muskelschmerzen und Ausschlag. Auch kann die PrEP mit Apetiude – anders als bei Tabletten – nicht  kurzfristig beendet werden. Der Wirkstoff bleibt noch bis zu einem Jahr nach der letzten Spritze nachweisbar. Das könnte bei einer HIV-Infektion während dieser Zeit Mutationen des Virus unterstützen und die spätere Behandlung erschweren.

Dass Apretude dennoch eine höhere Wirksamkeit als die tägliche Pille zeige, schreiben die Forscher:innen der Tatsache zu, dass das Medikament nur selten vergessen wird: Es sei leichter, alle zwei Monate an eine Spritze zu denken als jeden Tag ein Medikament einzunehmen. Die Zulassung sei deshalb „ein wichtiges Instrument im Kampf gegen die HIV-Epidemie, denn sie bietet die erste Möglichkeit zur HIV-Prävention, die nicht die tägliche Einnahme einer Pille erfordert“, so Debra Birnkrant, Direktorin der Abteilung für antivirale Medikamente der FDA.

Eine Spritze kostet derzeit 3.700 Dollar

Für die FDA ist Apretude deshalb ein Grund zur Hoffnung: „Diese Injektion, die alle zwei Monate verabreicht wird, wird für die Bekämpfung der HIV-Epidemie in den USA von entscheidender Bedeutung sein, einschließlich der Unterstützung von Hochrisikopersonen und bestimmten Gruppen, für die die Einhaltung der täglichen Medikamenteneinnahme eine große Herausforderung oder keine realistische Option darstellt“, so Birnkrant weiter.

Problematisch ist derzeit aber noch der hohe Preis der Spritze: Eine Dosis Apretude kostet derzeit in den USA 3.700 Dollar, eta 3.200 Euro – das sind pro Jahr 22.200 Dollar oder fast 20.000 Euro für sechs Dosen. Anders als bei den bekannten PrEP-Pillen übernehmen die US-Krankenversicherer die Kosten für die Spritze derzeit nicht. Damit dürfte der Schutz für große Teile der Risikogruppe vorerst unerschwinglich bleiben.

Die Zulassung bei weiteren Behörden wie beispielsweise der europäischen Arzneimittelagentur EMA ist dem Hersteller zufolge in Arbeit.

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