Montag, 29. April 2024
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Mehr als 300 Festnahmen bei Istanbul Pride

Auch Journalist:innen wurden verhaftet

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Die türkische Polizei hat in Istanbul am Samstag mehr als 300 Teilnehmer:innen der Pride-Parade festgenommen. Unter den Festgenommen, die in Handschellen abgeführt wurden, waren auch zahlreiche Journalist:innen. Die Veranstaltung war bereits im Vorfeld vom Gouverneur verboten worden – offiziell aus Sicherheitsgründen.

Die Polizei verhaftete wahllos Menschen, um den Marsch zu verhindern

Beobachter:innen zufolge kreisten die Sicherheitskräfte Menschen mit Regenbogenflaggen und anderen LGBTI-Symbolen ein und nahmen sie bereits vor dem Beginn der nicht genehmigten Kundgebung in Gewahrsam.

Der Nachrichtenagentur AFP zufolge hatte die Polizei bereits zuvor in mehreren Bars des Stadtteils Cihangir „wahllos“ Menschen festgenommen, darunter auch Journalist:innen. Auch einer ihrer Fotografen, der mit mehreren Preisen ausgezeichnete Bülent Kilic, war AFP zufolge unter den Festgenommenen. Die Presse wurde Augenzeug:innen zufolge von der Polizei daran gehindert, die Festnahmen zu filmen.

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Hunderten Demonstrant:innen gelang es trotzdem, sich zu versammeln

Hunderte Demonstrant:innen versuchten aber trotz des massiven Polizeiaufgebots, sich in den Straßen rund um den Taksim-Platz, der für die Öffentlichkeit gesperrt war, zu versammeln und Regenbogenfahnen zu schwenken. Unterstützung bekamen sie dabei von Anrainer:innen, die aus Protest gegen die Festnahmen auf Töpfe und Pfannen schlugen.

Zu der Demonstration unter dem Motto „Widerstand“ hatten mehrere LGBTI-Verbände aufgerufen. Sie wollten damit auch gegen das Klima in der Türkei demonstrieren, das zunehmend feindlicher gegenüber sexuellen Minderheiten werde. So wurden neben dem Marsch auch alle anderen Veranstaltungen der Pride Week untersagt.

Die in Istanbul lebende Berliner Aktivistin Liana Georgi sagte der Deutschen Presse-Agenur (dpa), sie habe die Situation im Vergleich zu den vergangenen Jahren als „beängstigend“ und angespannter wahrgenommen. Die Polizei habe die Aktivist:innen regelrecht „gejagt“, so Georgi. 

Auch 34 Minderjährige sollen in Polizeigewahrsam gelandet sein

Der Istanbuler LGBTI-Organisation KaosGL zufolge gab es insgesamt 373 Festnahmen, darunter 34 Minderjährige. In den Polizeistationen sei es auch zu Polizeigewalt gegenüber den Festgenommenen und ihren Anwält:innen gekommen. Mittlerweile sind alle Personen auf freiem Fuß.

Bereits am Freitag hatte die Europarats-Kommissarin für Menschenrechte, Dunja Mijatovic, die vom Istanbuler Gouverneur verbotene Parade stattfinden zu lassen. „Die Menschenrechte von LGBTQI-Personen in der Türkei müssen wirksam geschützt werden“, betonte sie.

Die Istanbul Pride konnte bis 2014 mehr als zehn Mal ohne Probleme stattfinden. Die Teilnehmer:innenzahlen stiegen dabei stetig an: Im Jahr 2014 waren bereits mehr als 100.000 Demonstrierende dabei. Seit 2015 wurde sie von Politikern der konservativen AKP von Präsident Erdogan verboten.

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