Donnerstag, 25. April 2024
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Lage queerer Menschen in Katar hat sich nach der WM verschlechtert

Im Vorfeld der Fußball-WM in Katar haben LGBTI-Verbände und Politiker Druck gemacht, die Situation für sexuelle Minderheiten in dem Emirat zu verbessern. Doch ein halbes Jahr nach der Weltmeisterschaft zeigt sich: Alle Versprechen haben sich in Luft aufgelöst.

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Die Lage für Lesben, Schwule, Bisexuelle oder trans Personen in Katar hat sich ein halbes Jahr nach der Fußball-Weltmeisterschaft nicht verbessert – im Gegenteil. Die Verfolgung sexueller Minderheiten geht unvermindert weiter. 

Queere Katarer leiden weiter

Zu diesem Schluss kommen die RTL/ntv-Reporter Jonas Gerdes und Timo Latsch im dritten Teil ihrer Reportage „Rote Karte statt Regenbogen“, die am Donnerstag, dem 8. Juni um 0.25 Uhr im Rahmen eines Nachtjournal Spezial auf RTL zu sehen ist.

Dieser Teil trägt den Untertitel „Queere Katarer leiden weiter“. Denn von den Versprechen der Regierenden, die Situation für sexuelle Minderheiten in Katar zu verbessern, ist nichts übrig geblieben. Die Abteilung für präventive Sicherheit des Innenministeriums von Katar soll seit März 2023 wieder verstärkt gegen LGBTI-Menschen in Katar vorgehen, unter anderem durch Überwachung der sozialen Medien. 

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Trans Frau klagt: Katar „jetzt noch konservativer und strenger“

Katar sei „jetzt noch konservativer und strenger“ geworden, klagt trans Frau Faisal den RTL-Reportern. Sie sieht in den Debatten um Regenbogen-Symbole bei der WM einen Auslöser dafür: „Die Regenbogen-Symbolik hat uns eher geschadet als genützt. Einige denken jetzt, dass LGBTIQ+ ein Import aus dem Westen sei“, sagt sie – das habe viele Menschen in Katar „noch wütender“ gemacht.

Die Recherchen von RTL bestätigen auch, dass es noch immer Zentren für „Konversionstherapien gibt“. Dort werden queere Menschen gegen ihren Willen festgehalten und sollen zur Heterosexualität„umerzogen“ werden. Vor der WM hatte unter anderem die Menschenrechts-Organisation Human Rights Watch (HRW) von der Existenz solcher Zentren berichtet.

Es gibt noch immer Umerziehungslager für queere Menschen

Aus einem solchen Umerziehungszentrum soll Abdullah A. geflohen sein, ein homosexueller Katarer, der im Jahr 2017 Asyl in Großbritannien erhielt und 2021 an einer Überdosis verstarb. Seine beste Freundin Vanessa Ager berichtet: „Es war ein religiöses Institut, wo sie versucht haben ihn umzuerziehen, damit Freunde und die Familie ihn als heterosexuellen Mann anerkennen. Wenn sie gehofft haben, er könnte seine Homosexualität ‚wegbeten‘, wäre er dort für den Rest seines Lebens gewesen.“

Geradezu zynisch klingt in diesem Zusammenhang ein Statement der FIFA an die Macher der Reportage. „Wenn die Diskussionen rund um die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft in Katar über das Turnier hinaus dazu geführt haben, dass das Thema LGBTIQ+-Rechte in der Region offener diskutiert und einige Tabus gebrochen werden konnten, halten wir dies für einen Schritt in die richtige Richtung“, lässt der internationale Fußballverband verlauten.

Wo ist der Aufschrei aus Europa?

„Das Regime in Katar hat jetzt nach der WM nicht mehr die Notwendigkeit, den Schein einer sich öffnenden Gesellschaft zu wahren“, zieht Jonas Gerdes, einer der Autoren der Reportage eine ernüchterte Bilanz: „Die staatliche Überwachung, die Misshandlungen und die Beweise für Konversionstherapien sollten auch von der deutschen Politik breiter diskutiert werden.“

Zeitgleich mit der Ausstrahlung im linearen Fernsehen steht „Rote Karte statt Regenbogen – Queere Katarer leiden weiter“ auch ab 8. Juni um 0.25 Uhr im Streamingportal RTL+ zum Abruf bereit.

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