Samstag, 27. Juli 2024
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Polizei in Katar stellt Mann eine Falle: Sechs Monate Haft für Grindr-Date

In Katar wurde ein 44-Jähriger wegen Drogendelikten zu einer Gefängnisstrafe auf Bewährung, einer Geldstrafe und zur Abschiebung verurteilt, nachdem er in eine Falle getappt war, die ihm die Behörden mit der Dating-App Grindr gestellt haben.

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Der Fall von Manuel Guerrero Aviña machte in den letzten Wochen internationale Schlagzeilen: Der 44 Jahre alte Airline-Manager mit britischer und mexikanischer Staatsbürgerschaft wurde seit Februar in Katar festgehalten. 

Mit einem falschen Profil lockte die Polizei den 44-Jährigen nach Doha

Seiner Familie zufolge war er in eine Falle der katarischen Polizei getappt: Diese habe ihn und andere schwule Männer mit einem falschen Grindr-Profil zu einem Treffen in der Hauptstadt Doha eingeladen. Dort wurde Aviña dann von Polizisten in Zivil verhaftet. Homosexualität ist in Katar illegal und wird mit bis zu sieben Jahren Haft bestraft.

Die Behörden warfen ihm allerdings Drogenbesitz und andere Delikte im Zusammenhang mit Drogen vor. So behaupten die Behörden, sie hätten bei der Durchsuchung seiner Wohnung Spuren von Crystal Meth und Drogenutensilien gefunden – während Aviña woanders festgehalten wurde. Der 44-Jährige bestreitet alle Drogen-Vorwürfe entschieden.

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Dem 44-Jährigen wurden Nahrung, Wasser und HIV-Medikamente verweigert

Den Behörden wirft er vor, während der Einvernahme seien ihm ein Anwalt und ein Übersetzer verweigert worden. Er sei 44 Tage lang unter „unmenschlichen Lebensbedingungen“ inhaftiert gewesen. So seien ihm 15 Stunden am Stück Nahrung und Wasser verweigert worden. Seine Familie warf den Behörden vor, dass sie ihm seine lebenswichtigen HIV-Medikamente vorenthalten hätten.

Am Dienstag musste sich Aviña schließlich vor dem Al Sadd Strafgericht in der Hauptstadt Doha verantworten. Er wurde zu einer sechsmonatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Nach Informationen der mexikanischen Regierung muss er diese nicht antreten, wenn er eine Geldstrafe von 10.000 Riyals, umgerechnet etwa 250 Euro, zahlt, und seine Ausweisung aus Katar akzeptiert.

Wie die BBC berichtet, ist der Alptraum für Aviña aber noch immer nicht zu Ende: Die Staatsanwaltschaft hat 30 Tage Zeit, gegen das Urteil zu berufen. Bis es Rechtskraft erlangt, kann der 44-Jährige nicht aus Katar ausreisen.

Aviña: „Kein ordnungsgemäßes Verfahren, unfaires Urteil“

In einer Erklärung auf Instagram schrieb Aviña am Mittwoch, er sei „zutiefst enttäuscht über das gestrige unfaire Urteil, das trotz der Verstöße gegen ein ordnungsgemäßes Verfahren während der Festnahme und des Prozesses gefällt wurde“. 

So sei er wegen seiner sexuellen Orientierung und seines HIV-Status misshandelt und mit Peitschenhieben bedroht worden, um die Namen seiner schwulen Partner preiszugeben. Außerdem musste er mit seinem Fingerabdruck mehrere Dokumente unterschreiben, die auf Arabisch waren und ihm nicht übersetzt wurden.

„Verurteilt, weil ich schwul bin“

Für Manuel Guerrero Aviña ist klar: „Die katarischen Behörden haben mich verurteilt, weil ich schwul bin, und das ist ein Verstoß gegen meine Menschenrechte.“ Das weisen die Behörden zurück: Er sei ausschließlich wegen des Besitzes illegaler Substanzen verhaftet worden, die in seiner Wohnung entdeckt wurden, während er an einem anderen Ort festgehalten wurde, so ein Beamter gegenüber Amnesty International.

Der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) zufolge nutzt die Polizei in mehreren Ländern des Nahen Ostens routinemäßig gefälschte Dating-App-Profile, um schwule und bisexuelle Männer sowie trans Menschen zu verhaften. HRW meldete zwischen 2019 und 2022 in Katar sechs Fälle von schweren und wiederholten Schlägen und fünf Fälle von sexueller Belästigung in Polizeigewahrsam. Nach der Fußball-WM in Katar soll sich die Lage für sexuelle Minderheiten noch einmal verschlechtert haben.