Donnerstag, 25. April 2024
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Rotes Kreuz braucht dringend Blut – aber nicht von Schwulen

Tausende Menschen werden von der Hilfe ausgeschlossen

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Das Rote Kreuz ruft dringend zum Blutspenden auf: Man wolle für die Versorgung der Verletzten des Ukraine-Konflikts vorbereitet sein, so Österreichs größte Blutspende-Organisation am Dienstag. Doch ganz so dringend wie beschrieben dürfte es doch nicht sein – verzichtet das Rote Kreuz doch auf die Hilfe von schätzungsweise mehr als fünf Prozent der Bevölkerung.

Die Regeln des Roten Kreuzes sind strenger als sie sein müssten

Denn Männer, die Sex mit Männern haben, dürfen beim Roten Kreuz nur Blut spenden, wenn sie ein Jahr lang keinen gleichgeschlechtlichen Sex hatten. Und das völlig unabhängig von ihrem persönlichen Risikoverhalten – die Regel gilt also auch für monogame Paare. Versuche der Grünen Gesundheitsminister, diese Situation zu ändern, sind am Roten Kreuz gescheitert.

„Viele tausend Menschen würden so wie ich selbst gern ihren Beitrag leisten und spenden – aber das Rote Kreuz verbietet uns das bis heute! Dass Schwule, Bisexuelle und Transpersonen noch immer von der Blutspende ausgeschlossen werden und gleichzeitig händeringend nach Spender*innen gesucht werden muss, ist ein untragbarer Zustand“, ärgert sich deshalb Mario Lindner, Gleichbehandlungssprecher der SPÖ und selbst freiwilliger Helfer beim Roten Kreuz in der Steiermark.

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Das Gesundheitsministerium versucht erfolglos, die Rückstellfrist zu verkürzen

Im Gesundheitsministerium betont man, die Verkürzung der Rückstellfrist auf vier Monate sei bereits möglich. Allerdings wird diese vom Roten Kreuz nicht angewandt und gibt den Schwarzen Peter zurück: Gegenüber dem Standard hieß es zuletzt, dass die Blutkommission beschlossen habe, die Frist erst nach Inkrafttreten der neuen Blutspendeverordnung zu verkürzen. Diese sei aber nach wie vor nicht vom Minister unterschrieben.

Doch auch eine Verkürzung der Rückstellfrist reicht den Kritiker:innen nicht: Der SPÖ zufolge würde eine einfache Verordnung des Gesundheitsministers reichen, um diese Diskriminierung vollständig zu beenden. Doch im Ministerium betont man, dass man gerne eine diskriminierungsfreie Blutspende hätte – aber ohne einen entsprechenden Beschluss der Blutkommission nichts gehe. 

Dass es anders geht, beweist beispielsweise Frankreich

Leidtragende dieser Situation sind jene schwulen und bisexuellen Männer sowie trans Menschen, die etwa für die Versorgung von Betroffenen in den Krisenregionen gerne Blut spenden möchten, das aufgrund ihres Lebenswandels auch könnten – aber es nicht dürfen, weil sich das Rote Kreuz dagegen wehrt.

Dass es auch anders geht, beweisen zahlreiche andere Staaten: Frankreich macht die Blutspende nächste Woche diskriminierungsfrei. Das Land hatte – wie viele andere Staaten – Männer, die Sex mit Männern haben, im Zuge der Aids-Krise ab 1983 von der Blutspende ausgeschlossen. Ab 2016 konnten dann schwule und bisexuelle Männer in Frankreich Blut spenden. Allerdings müssen die Spender zwölf Monate gleichgeschlechtlich enthaltsam leben, um ihr Blut weitergeben zu können. Im Jahr 2020 wurde diese Frist dann auf vier Monate reduziert

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