Dienstag, 16. April 2024
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Affenpocken-Impfstoff in ganz Europa Mangelware

Eine erste Entspannung gibt es frühestens im Herbst

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Immer mehr Menschen infizieren sich in Europa mit Affenpocken – derzeit sind es noch vor allem Männer, die Sex mit mehreren Männern haben. Hilfe könnte eine Impfung bringen. Doch die ist gerade Mangelware.

Impfgremium empfiehlt keinen Schutz für die gesamte Zielgruppe

Für Menschen, die mit Infizierten Kontakt hatten oder im Labor mit dem Affenpocken-Virus arbeiten, empfiehlt das Nationale Impfgremium derzeit eine Impfung. Eine generelle Impfung für gefährdete Gruppen wird in Österreich derzeit nicht empfohlen.

Und dafür gibt es auch nicht genügend Impfstoff: Insgesamt hat Österreich bis jetzt über die Beschaffung der Europäischen Union etwa 4.300 Impfdosen bekommen – für eine vollständige Immunisierung sind bis zu zwei Impfdosen notwendig. Sie schützt dann in vier von fünf Fällen vor einer Ansteckung.

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In Österreich könnte es noch Monate dauern, bis alle geimpft werden können

Das sind viel zu wenig, um die Community zu schützen und eine weitere Verbreitung der Affenpocken einzudämmen. Das sorgt für Unmut: Deutschland habe sich selbständig 100.000 zusätzliche Impfdosen beschafft, kritisiert die HOSI Wien das Ministerium. So könnte es noch Monate dauern, bis schwule und bisexuelle Männer in Österreich großflächig gegen Affenpocken geimpft werden können.

In Deutschland ist die Situation etwas besser: So stehen insgesamt 240.000 Impfstoffdosen zur Verfügung, von denen aber erst 40.000 ausgeliefert werden konnten. Die restlichen Dosen sollen bis Ende September folgen. Der Impfstoff wird nach einem bestimmten Schlüssel auf die Bundesländer aufgeteilt, die ihn dann vergeben.

Deutsche Aids-Hilfe fordert eine Million Impfdosen

Das ist sei wenig, kritisiert die Deutsche Aids-Hilfe (DAH). Sie fordert eine Million Impfdosen. Der Impfstoff sei bislang viel zu knapp bemessen, denn das Interesse unter bisexuellen und schwulen Männern sei sehr groß.

„Wir hören von immer mehr Praxen und Ambulanzen, dass der Impfstoff bald ausgeht oder sie schon nichts mehr haben – und wenn das noch nicht so ist, dann wird es bald so sein“, so DAH-Sprecher Holger Wicht. Er gibt zu, dass Deutschland damit im europäischen Vergleich noch gut dasteht. „Aber gemessen an dem, was gebraucht wird, haben wir viel zu wenig – auch wenn die 200.000 Dosen dann kommen.“

Engpässe in Belgien, Großbritannien knapp davor

So stehen in Belgien nur etwa 3.000 Impfdosen zur Verfügung. Weitere 30.000 Dosen wurden bestellt und sollen ab Oktober geliefert werden. Frankreich hat Gesundheitsminister François Braun zufolge genügend Impfstoff, um die Zielgruppe von 250.000 Menschen zu impfen. 

In Großbritannien stehen nach Informationen des Senders Sky News ebenfalls nur mehr einige Tausend Dosen auf Vorrat zur Verfügung. In einigen Regionen sei es bereits nicht mehr möglich, Impftermine zu buchen. Neue Lieferungen werden nach Informationen der Financial Times nicht vor September erwartet.

Auch in Spanien regt sich Kritik an der Impfstoff-Beschaffung

Auch in Spanien, dem in Europa am meisten betroffenen Land, regt sich Kritik an der Impfstoff-Beschaffung. Der spanische LGBTI-Verband FELGTBI+ appelliert an die Behörden, „die Impfstoffe so schnell wie möglich zu kaufen, da diese nach Bedarf hergestellt werden und man vorausschauend handeln muss, um die Situation nicht zu verschlechtern“. Die Impfung sei die beste Option um wirksam Prävention zu betreiben, so die spanischen Aktivist:innen.

Affenpocken: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Derzeit stehen aus dem Kontingent der zuständigen EU-Behörde Hera 163.620 Impfdosen für gesundheitliche Notfälle zur Verfügung. Ein Sprecher der EU-Kommission betonte, dass die Produktionskapazitäten für den Impfstoff gegen Affenpocken Grenzen hätten. Man führe bereits Gespräche mit den betreffenden Unternehmen, um zu klären, wie die Kapazität erhöht werden könne.

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