Dienstag, 30. April 2024
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Circus und Kaiserbründl: Terrordrohungen gegen zwei Wiener LGBTI-Locations

In Wien fand am Samstag das letzte „Circus“-Clubbing in der Arena statt - mit Verspätung, denn zuvor war bei der Polizei eine Terrordrohung gegen die Location und eine Herrensauna im ersten Bezirk eingegangen.

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Es ist Samstag, 23.00 Uhr, vor dem Veranstaltungszentrum Arena im dritten Wiener Gemeindebezirk: Eine lange Schlange wartet im Nieselregen darauf, eingelassen zu werden. Zum letzten Mal lädt der „Circus“, Österreichs größtes Gay-Clubbing, in die Räume des ehemaligen Schlachthofs.

Drohungen am Notruf und in mehreren Polizeidienststellen

Doch es dauert ungewöhnlich lange, bis der Einlass beginnt, und vor dem Eingang warten – das ist in Wien unüblich – Polizeiwagen. Denn gegen 22.00 Uhr waren am Polizeinotruf, bei Polizeistationen und – wie GGG.at erfahren hat – auch auf dem Festnetzanschluss des Kaiserbründls – gefährliche Drohungen eingegangen: Gegen das Kaiserbründl, Österreichs bekannteste Gay-Sauna im ersten Bezirk, und die Arena, in der der Circus stattfinden sollte.

Details zu den Drohungen wurden vorerst nicht veröffentlicht. Doch offenbar gab es für die Polizei gute Gründe, sie ernst zu nehmen: Die Polizei durchsuchte beide Locations, gemeinsam mit Einsatzkräften der Sondereinheit WEGA und der Polizeidiensthundeeinheit. „Als die Durchsuchungen keine Auffälligkeiten ergaben, wurde der Einsatz beendet und die Veranstaltungen konnten stattfinden“, so Polizeisprecher Philipp Haßlinger zur Kronen Zeitung .

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Großes Lob der Veranstalter für die Professionalität der Polizei

Vor Ort war auch Drag Queen Candy Licious. „Ich war selbst beim Circus und habe es erlebt – wir mussten von Raum zu Raum gehen. Während die Einsatzkräfte Bomben gesucht haben. Zu wissen, dass es keine Probe war und nicht zu wissen was wirklich los ist, war sehr seltsam“, schreibt sie auf Facebook.

Die Polizei habe sich bei den Kontrollen sehr professionell verhalten, lobt eine noch sichtlich geschockte Tamara Mascara im Gespräch mit GGG.at den Einsatz der Exekutive. „Sie haben alles gemacht, damit die Veranstaltung sicher ist – großes Lob von meiner Seite!“, streut sie den Beamt:innen Rosen.

Der Einlass in die Arena konnte, mit merkbarer Verzögerung, beginnen. Aus Sicherheitsgründen blieb ein Polizeiwagen vor dem Eingang der Arena positioniert. Die Ermittlungen gegen unbekannte Täter:innen laufen jetzt auf Hochtouren, so die Wiener Polizei. Auch das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) wurde über den Vorfall informiert.

Tamara Mascara lässt sich durch die Drohung nicht abschrecken

So stand einem friedlichen Partyabend nichts im Weg – Tamara Mascara, Österreichs bekannteste Drag-Queens, nahm bei der Eröffnung ihrer Show auch Bezug auf den Vorfall – und machte klar, sich dem Hass nicht zu beugen: „Wisst ihr, was das erste war, nachdem sie uns mit einem Terroranschlag bedroht haben? Ich habe mein verdammtes Make-up angelegt!“, schrie sie dem begeisterten Publikum entgegen. 

Damit ist der Hass gegen sexuelle Minderheiten auch bei den queeren Veranstaltungen selbst angekommen. Zwar gab es immer wieder Angriffe gegen einzelne Besucher:innen von Veranstaltungen – gefährliche Drohungen gegen gleich zwei Locations sind aber eine neue Dimension des Hasses.

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