Samstag, 27. April 2024
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[Video] Trauer nach Blutbad in Szene von Tel Aviv

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Ein komplett schwarz gekleideter und maskierter Mann soll zum Jugendtreffen der Tel Aviv Gay and Lesbian Association (AGUDA) in die Nachmanistraße gegangen sein und mit einem Sturmgewehr, vermutlich vom Typ M-16, sofort das Feuer eröffnet haben. Augenzeugen sprechen von einem Blutbad.

Zu dieser Zeit treffen sich dort Jugendliche im Alter von 17 und 22 Jahren zum Karten- und Schachspielen. Viele Jugendliche sind noch ungeoutet. Bei den Opfern handelt es sich Medienberichten zufolge um ein 17-jähriges Mädchen und einen 26-jähriger Gruppenleiter.

Augenzeugen berichten, dass der Täter auf seiner Flucht auch noch ein zweites Schwulenlokal, das benachbarte Café Noir, angreifen wollte. Securities konnten ihn davon abhalten, jedoch nicht festhalten.

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Die Polizei riegelte die komplette Umgebung des im Zentrum Tel Avivs gelegenen Lesben- und Schwulenzentrums ab und leitete umgehend eine Großfahndung ein, inklusive Hubschrauber. Allerdings ist der Täter, vermutlich ein ultrakonservativer Jude, weiterhin flüchtig. Über Einzelheiten der Ermittlungen wurde eine Nachrichtensperre verhängt. Aus Sicherheitsgründen wurden alle Lesben- und Schwulenlokale in Tel Aviv sofort geschlossen.

Die AGUDA geht von einem gezielten Angriff auf ihre Gemeinschaft aus. „Angesichts der Anstiftung zum Hass gegen die lesbischwule Community ist es nicht überraschend, dass so ein Verbrechen begangen werden kann“, sagte der AGUDA-Präsident Mai Pelem über die Anfeindungen durch religiöse Gruppen in den letzten Jahren. So hatte etwa bereits 2005 ein ultraorthodoxer Jude drei Teilnehmer einer Homosexuellenparade erstochen. Er wurde zu zwölf Jahren Haft verurteilt.

Auch die Polizei geht mittlerweile von einem Hass-Verbrechen aus. Schahar Ajalon, der Polizeichef von Tel Aviv, ruft Lesben und Schwule zu erhöhter Wachsamkeit auf. Laut Ajalon gab es zuvor keine Drohungen. Die Polizei betrachtet die Tat derzeit als Verbrechen, nicht als Terroranschlag.

Noch in der Nacht gingen Hunderte Menschen durch die Innenstadt von Tel Aviv, um zu protestieren. Sie legten Kerzen und Blumen vor dem Ort des Massakers nieder. Premierminister Benjamin Netanyahu verurteilte den Anschlag. Bei der wöchentlichen Kabinettsitzung sagte er über den Täter: „Wir werden ihn der Gerechtigkeit zuführen und ihn mit der vollen Härte des Gesetzes bestrafen.“ Auch Vertreter der ultra-religiösen Schas-Partei – sonst heftige Kritiker der Lesben- und Schwulenbewegung – haben den „mörderischen Anschlag“ verdammt. Heute sind weitere Proteste geplant. Über Twitter haben sich Aktivisten für 17.00 Ortszeit an der Ecke Rothschild-/Nahmaniastraße verabredet.

Tel Aviv ist, anders als Jerusalem, für ihre gesellschaftliche Offenheit bekannt. Sogar die Tourismusbranche wirbt mit dem Slogan „Gay Capital“.

Lesben und Schwule haben in Israel zahlreiche Freiheiten. Als einziges Land der Region gibt es dort seit 2001 ein Anti-Diskriminierungsgesetz. Homosexuelle Paare, die im Ausland geheiratet haben, können zum Beispiel ihre Ehe in Israel registrieren und anerkennen lassen.

Erst vor wenigen Wochen fand dort wieder die größte Lesben- und Schwulenparade in Nahost statt.

Proteste kamen von den streng religiösen Juden. Die Schas-Partei hatte vergeblich versucht, die Parade zu verhindern. Der von ihnen gestellte Innenminister Eli Yishai hatte verlangt, dass der Demonstrationszug mitsamt seinen „Abscheulichkeiten“ verboten werde.

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