Mittwoch, 8. Mai 2024
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Lebensgefährte von Ahmed Yildiz macht Behörden schwere Vorwürfe

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Schwere Vorwürfe macht der Lebensgefährte des durch einen Ehrenmord getöteten Ahmed Yildiz den türkischen Behörden.

Yildiz habe sich wegen Drohungen der Familie an die Polizei gewandt, aber keine Hilfe bekommen, so Ibrahim Can, ein türkischstämmiger Deutscher, gestern vor einem türkischen Gericht. Es ist das erste Mal, dass ein Ehrenmord wegen Homosexualität in der Türkei verhandelt wird.

Ahmed Yildiz hatte im Juni 2008 für sein Staatsexamen als Physiklehrer gelernt und wollte in einer Pause für sich und seinen Freund ein Eis holen. Plötzlich hörte Can die Schüsse vor dem Haus. Er rannte auf die Straße, wo der Sterbende mit seinem Auto im Rückwärtsgang ein Gebäude gerammt hatte.

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Angeklagt ist nun der Vater des Ermordeten. Er soll seinen Sohn getötet haben, weil dieser sich geoutet hat. Druck gegen Ahmed Yildiz gab es von seiner Familie schon früher: Zeitweise wurde Ahmet wegen seiner Homosexualität in Istanbul unter familiäre Aufsicht gestellt. Die Eltern, Kurden aus dem Nordirak, wollten ihn erst von einem Arzt „heilen“ lassen, bedrohten ihn und suchten „nach einem Ausweg für den missratenen Sohn“, wie das spätere Opfer schrieb. Das Mobiltelefon des Vaters wurde in der Mordnacht nahe dem Tatort in Istanbul lokalisiert, kurz darauf im Norden des Irak. Er ist seitdem auf der Flucht.

„Der Staatsanwalt hat versagt und es versäumt, die erforderlichen Maßnahmen für die Sicherheit von Ahmet einzuleiten, der bei ihm vergeblich Schutz suchte“, sagt Can am Donnerstag. Yildiz wollte die Morddrohungen seiner Familie anzeigen, wurde aber von den Behörden abgewiesen, „Ich missbillige auf Schärfste, dass sich die Gesellschaft durch Schweigen, Applaudieren, durch Isolieren zum Mittäter macht.“

Homosexualität in der Türkei nicht ausdrücklich verboten, in Metropolen wie Istanbul gibt es sogar eine lebendige Schwulenszene. Allerdings werden Schwule und Lesben immer wieder verfolgt, weil sie nach Meinung konservativer Kreise die „öffentliche Moral“ oder „traditionelle Familienwerte“ störten. In der türkischen Armee sind schwule Männer untauglich. Homosexualität gilt dort als psychische Störung. Immer wieder gab es an den EU-Beitrittskandidaten Türkei die Forderung, die Diskriminierung abzustellen.

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