Freitag, 26. April 2024
HomeNewsReligionKöln: Homosexualität für Leiter des Priesterseminars eine "therapierbare Fehlentwicklung"

Köln: Homosexualität für Leiter des Priesterseminars eine „therapierbare Fehlentwicklung“

Auf seine Aussagen angesprochen reagiert der Geistliche schmallippig

Meistgelesen

Neu auf GGG.at

Homosexualität sei „die Folge einer psychologischen (Fehl)Entwicklung“ und therapierbar – diese Ansicht vertrat der Leiter des Priesterseminars des Erzbistums Köln, Pater Romano Christen, bei einem Vortrag gegenüber künftigen Priestern. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf das Manuskript. Auf seinen Vortrag angesprochen, reagiert der hochrangige Geistliche der Zeitung gegenüber äußerst schmallippig.

Gleichgeschlechtliche Liebe ist für den Pater „eine narzisstische Suche“

„Die Frage des Umgangs mit homosexuellen Tendenzen“ war das Thema des Vortrags, den Pater Romano als Direktor des Theologenkonvikts Collegium Albertinum in Bonn am 12. Jänner 2019 gehalten hat. Das Thema sei schwierig, weil „eine gewisse Lobby zielstrebig und intransigent“ die öffentliche Meinung radikal umgeformt habe, so der 58-jährige Schweizer.

Gleichgeschlechtliche Liebe sei weniger „die reale Begegnung mit einem Du“, sondern vielmehr „eine narzisstische Suche“, so Pater Romano. Die „Fixierung auf die Lust“ solle „die eigene innere Wunde heilen und das Selbstmitleid stillen“, erklärte er den Priesterseminaristen.

- Werbung -

Denn anders als der „Mainstream“ denke, sei Homosexualität nicht angeboren, sondern eine Fehlentwicklung, die in der Kindheit oder Jugend stattfinde. Sie führe Pater Romano zufolge zu einem „Geschlechtsminderwertigkeitskomplex“.

Pater Romano will sich gegen „Mainstream“ und „Schwulen-Lobby“ stellen

„Auch wenn sie von der Schwulen-Lobby regelrecht dämonisiert werden, gibt es Therapien und Männer, die sie erfolgreich bestanden haben“, betont der als erzkonservativ geltende Theologe weiter. Der Weg dazu sei hart, doch der christliche Glaube sei die „wirksamste Kraft“ zur „inneren Heilung und Reifung“, so Pater Romano.

Romano Christen ist als Leiter des Priesterseminars ein hochrangiger Mann im Erzbistum Köln. Und er ist auch Geistlicher Leiter der erzkonservativen italienischen Bewegung „Communione e Liberazione“ in Deutschland. In ihr versammeln sich viele Gegner der vorsichtigen Öffnungen der katholischen Kirche seit dem Amtsantritt von Papst Franziskus – hier wird die These, dass Homosexualität eine heilbare psychische Störung ist, durchaus unterstützt.

Scharfe Kritik für die Aussagen aus der römisch-katholischen Kirche

Und der Vortrag von Romano Christen ist auch ein gutes Beispiel dafür, was der Münchner Kardinal Reinhard Marx, der auch der Deutschen Bischofskonferenz vorsteht, gemeint hat, als er vor kurzem sagte: „Die Sexualmoral der Kirche hat entscheidende Erkenntnisse aus Theologie und Humanwissenschaften noch nicht rezipiert.“

Dem entsprechend gibt es auch aus dem katholischen Lager Kritik an dem Vortrag von Pater Romano. Die katholische Laienvertretung in der Erzdiözese Köln forderte die Ablösung des Direktors. „Wer so über Homosexuelle denkt und redet, hat sich für die Ausbildung des Priesternachwuchses diskreditiert“, sagte Tim Kurzbach, Vorsitzender des Kölner Diözesanrats und Oberbürgermeister (SPD) von Solingen, dem Kölner Stadt-Anzeiger.

Mit seinen Aussagen konfrontiert zieht Pater Romano den Schwanz ein

Dem Mainzer Moraltheologen Stephan Goertz zufolge entsprechen die Aussagen Pater Romanos „dem wissenschaftlichen und moraltheologischen Stand der 1950er- und 1960er-Jahre“. Sie seien „durchzogen von Vorurteilen, die für Betroffene kaum zu ertragen sind – vor allem weil ihnen abgesprochen wird, menschlich anständige Beziehungen leben zu können“.

Auf seine Rede vor den Priesterseminaristen angesprochen, reagiert Pater Romano gegenüber der Süddeutschen Zeitung sehr schmallippig. Der Vortrag habe „in einem größeren Gesprächszusammenhang“ gestanden. Er habe dort seine Überzeugung ausgedrückt, „dass Menschen mit homosexuellen Neigungen Respekt verdienen und auf keinen Fall herabgewürdigt werden dürfen“. Seine Erkenntnisse entsprängen „persönlichen Erfahrungen aus meiner seelsorglichen Tätigkeit, die in keinem Fall ein Urteil in Einzelfragen darstellen.“

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner