Donnerstag, 25. April 2024
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Brasilianischer Schiedsrichter Igor Benevenuto outet sich als schwul

"Ich habe mein Leben damit verbracht, mich selbst zu opfern" - doch damit soll jetzt Schluss sein

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Wenige Monate vor der Fußball-WM in Katar hat sich nun FIFA-Schiedsrichter Igor Benevenuto als schwul geoutet. “Ich habe mein Leben damit verbracht, mich selbst zu opfern, um mich vor der physischen und emotionalen Gewalt der Homophobie zu schützen”, so der 41-jährige Brasilianer in einem Podcast. 

„Es gab keinen perfekteren Ort, um meine Sexualität zu verstecken“

“Fußball war ein Männerspiel, und ich wusste schon früh, dass ich schwul bin. Es gab keinen perfekteren Ort, um meine Sexualität zu verstecken”, so Benevenuto in einer Folge des Podcasts “Nos Armários dos Vestiários” (etwa: In den Schränken der Umkleidekabinen) der Globo-Gruppe. Allerdings sei seine sexuelle Orientierung ein offenes Geheimnis gewesen. Er sei deshalb von Fans und Vereinsmanagern schwulenfeindlich beleidigt worden.  

Der Schiedsrichter kritisiert deshalb Homophobie und Machismo im Fußball und in Brasilien. Benevenuto weiß, wie viel Mut es benötigt, sich in seinem Heimatland als schwul zu outen. Denn in keinem Land der Erde werden mehr Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung getötet. “Hier geht es nicht nur um Vorurteile, sondern um den Tod”, so der 41-Jährige.  

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„Ich möchte Beziehungen führen können, ich möchte in Ruhe Schiedsrichter sein“

Er will sich durch diesen Schritt dennoch befreien: “Ich möchte Beziehungen führen können, ich möchte in Ruhe Schiedsrichter sein”, erklärt Benevenuto, der diese Aufgabe seit 23 Jahren ausübt, und fügt hinzu: “Ich werde nur noch Igor sein. Ein schwuler Mann ohne Filter und endlich ich selbst.” 

Den Weltfußballverband FIFA stellt Benevenutos Outing auf die Probe. Denn der 41-Jährige ist auf der FIFA-Liste der Video-Schiedsrichter (VAR). Das heißt, er könnte für die Weltmeisterschafts-Endrunde in Katar nominiert werden – in einem Staat, in dem gleichgeschlechtliche Handlungen streng verboten sind, Spielzeug in Regenbogenfarben konfisziert wird und schwule Paare nicht einmal gemeinsam ein Hotelzimmer buchen können. 

Für die FIFA wird Bebevenutos Outing vor der WM in Katar zur Nagelprobe

Nun wird wohl auch der umstrittene FIFA-Präsident Gianni Infantino an seinen Worten gemessen werden. „Jeder wird sehen, dass jeder hier in Katar willkommen ist, auch wenn wir über LGBTQ+ sprechen“, so der 52-jährige Schweizer, der seinen Wohnsitz letztes Jahr in das Emirat verlegt hat, noch im März. 

Das glaubt ihm nicht jeder – unter anderem zweifelt auch der offen schwule australische Fußballer Josh Cavallo am Versprechen des Fußball-Bosses. Auf die Frage, ob er als Spieler zur WM nach Katar gehen würde, sagte er: „Ich habe so etwas gelesen, dass es die Todesstrafe für homosexuelle Menschen in Katar gibt. Das ist also etwas, was mir große Angst macht und ich würde nicht wirklich nach Katar gehen wollen.“ 

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