Freitag, 26. April 2024
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Serbien: Rechte demonstrieren gegen EuroPride in Belgrad

Bischof droht im Vorfeld: „Ich würde eine Waffe benutzen, wenn ich sie hätte“

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In Belgrad findet dieses Jahr vom 12. bis 18. September die EuroPride statt. Wie wichtig diese Veranstaltung für die serbische Community ist, zeigt eine Gegendemonstration, bei der am Sonntag bis zu 10.000 Menschen ein Verbot der EuroPride gefordert haben. 

„Wir wollen keine Schwulenparade und keine Besetzung durch den Westen“

Die Demonstrant:innen marschierten vom Sitz der serbisch-orthodoxen Kirche durch das Zentrum von Belgrad bis zur Kirche des heiligen Markus. Dabei trugen sie Holzkreuze, Heiligenbilder und Transparente mit Aufschriften wie „Wir wollen keine Schwulenparade und keine Besetzung durch den Westen“ oder „Haltet euch von Kindern fern“. 

Bei der Demonstration ging es nicht nur darum, sexuellen Minderheiten alle Rechte abzusprechen, sondern um einen Rundumschlag gegen den „dekadenten“ Westen, eine Annäherung an Russland und die Einheit Serbiens, inklusive der seit 2008 unabhängigen Republik Kosovo. 

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Im Vorfeld verfluchte ein Bischof die offen lesbische Premierministerin Ana Brnabić

Bereits vor der Demonstration stimmte die serbisch-orthodoxe Kirche ihre Unterstützer:innen gegen die EuroPride ein. So hatte etwa Bischof Nikanor aus dem Banat die Veranstaltung und die offen lesbische Premierministerin Ana Brnabić verflucht. Der EuroPride würde die heilige Stadt Belgrad „entweihen“, meinte er. „Ich würde eine Waffe benutzen, wenn ich sie hätte“, erklärte Nikanor außerdem – woraufhin eine serbische LGBTI-Organisation Strafanzeige gegen den Bischof wegen Hassrede einreichte.

Auch dem nationalpopulistischen Präsidenten Aleksandar Vučić ging diese Rhetorik zu weit – er distanzierte sich in einem Fernsehinterview von den Aussagen und erklärte, Menschen hätten das Recht, auf Pride-Paraden zu demonstrieren. Er selbst würde allerdings nicht daran teilnehmen, betonte Vučić. Als Zugeständnis an den rechten Rand, der ein Verbot der EuroPride fordert, deutete der Präsident an, dass die Parade „aus Sicherheitsgründen“ verboten werden könnte. Eine Entscheidung dazu werde Anfang September fallen. 

Serbien: Durchwachsene LGBTI-Bilanz mit leichter Tendenz nach oben

Serbien hat eine durchwachsene Bilanz, wenn es um LGBTI-Rechte geht: So ist zwar die Ehe in der Verfassung als Verbindung zwischen Mann und Frau definiert und in der Bevölkerung gibt es große Vorbehalte gegenüber sexuellen Minderheiten – doch mit der Annäherung an die EU kommen auch gesetzliche Fortschritte. 

So dürften Lesben und Schwule offen im serbischen Heer dienen und es gibt es Anti-Diskriminierungsgesetz. Das führt dazu, dass Serbien im Ranking der LGBTI-Gesetzgebung europaweit auf Platz 23 von 49 liegt – und damit noch vor EU-Ländern wie Estland, Ungarn oder Polen. 

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