Samstag, 27. April 2024
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Deutsche Katholiken stimmen für Segnung homosexueller Paare

Ab März 2026 soll es in der römisch-katholischen Kirche in Deutschland offizielle Segensfeiern für schwule und lesbische Paare geben. Das hat die Synodalversammlung zur Reform der katholischen Kirche am Freitag in Frankfurt/Main beschlossen.

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Mit großer Mehrheit wurde heute, Freitag, am Nachmittag der Handlungstext „Segensfeiern für Paare, die sich lieben“, von der Vollversammlung des Synodalen Wegs beschlossen. Damit soll die römisch-katholische Kirche ab März 2026 offizielle Segensfeiern für schwule und lesbische Paare anbieten.

Sowohl das Plenum als auch die Bischöfe waren mehrheitlich für die Segnung

Das Gremium, das derzeit in Frankfurt am Main tagt, nahm den Text im Plenum mit 176 zu 14 Stimmen an, bei 12 Enthaltungen. Von den Bischöfen, die den Texten auch mit Zweidrittel-Mehrheit zustimmen müssen, stimmten 68 dafür und 28 dagegen. Zu den Bischöfen, die gegen die Segensfeiern stimmten, gehörten eigenen Angaben zufolge auch Stefan Oster aus Passau und Rudolf Voderholzer aus Regensburg. Damit gilt der Text als angenommen.

Bereits vor mehr als einem Jahr sprach sich das Plenum für die Segnung homosexueller Paare aus, scheiterte aber am Quorum der Bischöfe. Auch ein Antrag zur neuen „lehramtlichen Bewertung von Homosexualität“ wurde damals in erster Lesung angenommen.

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Die drei Jahre, bis gleichgeschlechtliche Paare gesegnet werden, sollen genutzt werden, um unter Beteiligung der Bischöfe Formulare und die liturgische Form der Zeremonie zu erarbeiten. Bereits jetzt gibt es in vielen römisch-katholischen Gemeinden Segensfeiern, die kirchenrechtlich aber eigentlich nicht gestattet sind.

Schon jetzt widersetzten sich viele Priester dem Willen Roms

So hatte der Vatikan 2021 klargestellt, dass es nicht erlaubt sei, gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu segnen, da solche Verbindungen „nicht als objektiv auf die geoffenbarten Pläne Gottes hingeordnet anerkannt werden“. Künftig sollen die segnenden Priester keine Sanktionen mehr zu befürchten haben.

Wie das funktionieren könnte, erläuterte der Antwerpen Bischof Johan Bonny. Er berichtete der Synodalversammlung, dass die Einführung der Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare in Belgien relativ geräuschlos verlaufen sei. Man habe sich informell mit dem Vatikan und Papst Franziskus abgestimmt.

Ein deutliches Zeichen für die Reformfähigkeit der römisch-katholischen Kirche

Die Zulassung von Segensfeiern für schwule und lesbische Paare war eine Hauptforderung des Synodalen Wegs, ein Reformprozess innerhalb der römisch-katholischen Kirche in Deutschland, der seit 2019 läuft. Sie galt auch als Prüfstein für die Veränderungsfähigkeit der Kirche in Deutschland.

Kritiker:innen der Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare verweisen unter anderem auf die Weltkirche: So wartete der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke vor einer innerkirchlichen Zerrissenheit, wie sie die anglikanische Kirche derzeit erlebe.

Ein weiterer Meilenstein ist der Beschluss der Vollversammlung des Synodalen Weges, dass künftig Frauen auch in katholischen Gottesdiensten predigen sollen dürfen. Mit beiden Punkten stellt sich die römisch-katholische Kirche in Deutschland deutlich gegen den Vatikan.

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