Samstag, 27. April 2024
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Budapester Parade endet in rechtsextremer Attacke

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Die 12. Budapester Lesben- und Schwulenparade endete mit einer Attacke von rechtsextremen Schlägern. Dabei wurden 57 Schläger festgenommen, mindestens zwölf Polizisten und Teilnehmer verletzt und zwölf Polizeifahrzeuge beschädigt.

Rund 1500 Menschen nahmen an der Parade teil, die von Polizisten geschützt werden musste. Zunächst begannen die Rechten, die Paraden-Teilnehmer mit Parolen wie „Schwules Pack, kommt doch her, wenn ihr euch traut!“ zu beschimpfen und mit Steinen und Eiern zu bewerfen. Als dann auch Bierdosen und Molotow-Cocktails auf Lesben und Schwule geworfen wurden, setzten die Beamten Wasserwerfer und Tränengas gegen die Skinheads ein. Nach Angaben der Polizei wurden 45 Randalierer festgenommen.

Ein Polizeibus ging in Flammen auf. Als sich die sozialdemokratische EU-Abgeordnete und Menschenrechtsaktivistin Katalin Lévai in einem Streifenwagen in Sicherheit bringen wollte, wurde dieser attackiert. Sie spricht von einer „Lynch- und Pogromstimmung“. „Es ist beschämend, dass es auch noch fast 20 Jahre nach der Wende eine solche Intoleranz gibt“, klagte sie entsetzt. Gemeinsam mit dem offen schwulen Staatssekretär Gábor Szetey wurde sie nach der Parade von einem Polizeiwagen in Sicherheit gebracht. Ziel von Attacken wurde auch der liberale Politiker Gábor Horn. Er wurde bespuckt, geohrfeigt und mit Bier übergossen. Auch der bekannte Radioreporter József Orosz bekam Prügel.

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Diese Gewaltausbrüche sind traurig, sagte der 32-jährige Verleger István Ruzsácz, einer der Teilnehmer an der Parade. „Diese Leute wollen einfach nicht akzeptieren, dass es Homos gibt, und nützen diese Gelegenheit, sich in Szene zu setzen.“ Das Konzert einer Jazzsängerin bei der Abschlussveranstaltung wurde überhastet abgesagt.

Bereits in den letzten Tagen gab es Brandbombenanschläge auf die Budapester Schwulenszene. Aus Angst vor Ausschreitungen rechter Gruppen wollte die Polizei die Parade zuerst überhaupt verbieten. Diese Ausschreitungen gab es schon im letzten Jahr: Auch damals griffen Rechte die Parade an. Amnesty international kritisierte damals die Polizei, weil sie die Schwulen und Lesben nicht ausreichend geschützt hätte.

Ungarn gilt unter den Ländern des ehemaligen Ostblocks als liberal gegenüber Lesben und Schwulen: So beschloss das Parlament die Zulassung eingetragener Partnerschaften ab 2009. Homosexuellenorganisationen fordern auch das Adoptionsrecht. Gegen diese Liberalisierungen mobilisierten rechtsextreme Gruppen wie die ultranationalistische Jobbik, die „Bewegung für ein besseres Ungarn“ und die „Ungarische Nationale Front“, aber auch klerikale Kreise. Das Selbstouting von Staatssekretär Gábor Szetey 2007 heizte das Klima weiter an.

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