Sonntag, 28. April 2024
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Homophobes Video von Islam-Verein: ÖVP und FPÖ entdecken Herz für Lesben und Schwule

ÖVP gegen Homo-Hetze, FPÖ greift schwulen Bezirksvorsteher an

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In der Affäre um ein konservatives islamisches Zentrum, das in einem mittlerweile gelöschten YouTube-Video gegen Homosexuelle gehetzt hat, entdecken nun auch ÖVP und FPÖ ihre LGBT-freundliche Seite.

Normalerweise blockieren die Regierungsparteien Rechte für sexuelle Minderheiten

Das vom Iran unterstützte Islamische Zentrum Iman Ali (IZIA) hat in einem YouTube-Video mit bunten Zeichentrickfiguren seine bedenkliche Weltsicht dargelegt: Gleichgeschlechtliche Ehen würden den Fortbestand der Menschheit gefährden, heißt es in dem mittlerweile gelöschten Video: Denn „ungefähr zwei Drittel der Gemeinschaft wird in der Zukunft nicht mehr existieren, weil es dort keinen Nachwuchs gibt“. Zielgruppe der Videos sind offensichtlich Kinder.

Darüber empören sich nun ausgerechnet jene Parteien, die sich seit Jahren gegen die Gleichbehandlung sexueller Minderheiten stellen und auch die Öffnung der Ehe für schwule und lesbische Paare zumindest verzögern oder abwerten wollten.

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„Hetze gegen Homosexuelle ist inakzeptabel“, sagt der Generalsekretär jener Partei, die gegen diese Hetze sonst nichts tut

„Hetze gegen Homosexuelle hat in unserer Gesellschaft keinen Platz. Der Videoclip des Islamzentrums In Floridsdorf ist völlig inakzeptabel, noch dazu wenn sich das Video gezielt an Kinder richtet“, meint beispielsweise ÖVP-Generalsekretär Karl Nehammer, Integrationssprecher der Volkspartei.

„Sollte sich bewahrheiten, dass dieses Video vom Islamzentrum ist, wurde klar eine Grenze überschritten, deshalb sollte die Islamische Glaubensgemeinschaft aktiv werden, diese Vorgänge aufklären und ihnen ein Ende setzen“, so Nehammer weiter. Mittlerweile hat die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) klargestellt, dass das schiitische IZIA nicht Teil der IGGÖ sei. 

Wenn es gegen den Islam geht, entdeckt auch die FPÖ ihr Herz für die „Wärmsten der Warmen“

Einen Schritt weiter geht sogar Leo Kohlbauer, Landtagsabgeordneter der Wiener FPÖ. Er nutzt die Gelegenheit, Markus Rumelhart, offen schwuler Bezirksvorsteher von Mariahilf, anzugreifen – und zwar wegen einer angeblichen Freundschaft mit einem Imam, der in dem umstrittenen Zentrum tätig sein soll. Der ehemalige Standort der Moschee liegt in der Mariahilfer Mollardgasse sei.

„Wie konnte gerade – der sich als Regenbogenbezirksvorsteher verstehende – Rumelhart angesichts der allgemein bekannten Verfolgung von Homosexuellen im Iran, eine Freundschaft mit dem Imam dieser Iranischen Moschee pflegen?“, ätzt der FPÖ-Abgeordnete gegen Rumelhart, der unter anderem das Fest „Andersrum ist nicht verkehrt in Mariahilf“ organisiert.

Der offen schwule Bezirksvorsteher ist über die Anschuldigungen des FPÖ-Funktionärs empört

Einzig: Die von Kohlbauer behauptete Freundschaft zu dem Imam gibt es nicht, betont Rumelhart gegenüber GGG.at. Es gab lediglich professionellen Austausch mit dem Verein im Rahmen seiner Tätigkeit als Bezirksvorsteher – und das auch nur, solange er seinen Sitz im Bezirk hatte.

„Der durchsichtige Versuch der FPÖ, hier mit Behauptungen und geheucheltem Interesse von sich selbst und ihrer Verbindung zu den Identitären abzulenken, zeigt ihre Nervosität!“, so Rumelhart gegenüber GGG.at. Dass sich die FPÖ nicht glaubhaft von der rechtsradikalen Verbindung distanziere, sei „der eigentliche Skandal“.

Ob das Interesse von ÖVP und FPÖ am Schutz der LGBT-Community von Dauer ist, wird sich zeigen. Anzunehmen ist allerdings, dass es schwindet, wenn man damit nicht mehr die Islamophobie seiner Wähler füttern oder von eigenen Problemen ablenken kann.


Update vom 21. April: Wir haben den Artikel um die Stellungnahme von Markus Rumelhart ergänzt.

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