Montag, 29. April 2024
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Bekanntester LGBT-Aktivist von Haiti tot aufgefunden

Wie Charlot Jeudy gestorben ist, sagt die Polizei noch nicht

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Einer der bekanntesten LGBT-Aktivisten Haitis ist tot: Die Leiche von Charlot Jeudy, dem Vorsitzenden von Kouraj („Mut“), der größten LGBT-Gruppe des Landes, sei am Montag in seiner Wohnung in der Hauptstadt Port-au-Prince gefunden worden, so Kouraj-Mitglied Geraldine Clair Museau.

Charlot Jeudy widmete sein Leben dem Kampf gegen Homophobie in Haiti

„Angesichts der ständigen und brutalen Stigmatisierung, Gewalt und Beleidigungen haben viele – wenn nicht alle – von uns die Hoffnung verloren, dass unsere Würde respektiert wird. Das ist es, wogegen ich kämpfen will“, schrieb Jeudy auf der Webseite seiner Gruppe. Der Kampf war nicht immer einfach: Im Jahr 2016 musste er ein geplantes Festival der queeren afro-karibischen Community aufgrund zahlreicher Gewaltandrohungen absagen.

Über die genauen Umstände des Todes von Charlot Jeudy ist nichts bekannt. Der 35-Jährige war zuvor bedroht worden. AFP-Journalistin Amelie Baron sprach von einem Mord. Die Polizei hat sich zu den Umständen des Todes bis jetzt noch nicht geäußert.

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Situation sexueller und geschlechtlicher Minderheiten in Haiti ist prekär

„Wir bedauern zutiefst, dass ein unermüdlicher Verfechter der Menschenrechte und der Gleichberechtigung in Haiti ums Leben gekommen ist, und wir glauben, dass die Erinnerung an ihn in den Werten und Grundsätzen weiterleben wird, denen er sein Leben gewidmet hat“, hieß es in einer Stellungnahme der US-Botschaft in Haiti.

Auch, wenn gleichgeschlechtliche Beziehungen in Haiti nicht verboten sind, ist die Bevölkerung der LGBT-Community und ihren Angehörigen gegenüber feindlich eingestellt. Besonders in der Hauptstadt Port-au-Price sind die Vorbehalte groß. Die Community agiert deshalb im Verborgenen.

Kouraj jat im August einen Bericht veröffentlicht, der 21 Fälle von homo- und transphober Gewalt in Haiti dokumentiert, die sich in den letzten drei Jahren ereignet haben. Darunter war auch ein Mord. „Einige wurden wegen ihrer Homosexualität angegriffen (…) Drei haben Todesdrohungen bekommen. Andere sagten, (…) dass ihre Verwandten gedroht haben, sie bei lebendigem Leib anzuzünden. Fünf wurden angegriffen, das ist durch medizinische Berichte dokumentiert“, heißt es dort.

Und auch aus der Politik kommen beunruhigende Signale: So wurde im Jahr 2017 ein Gesetz eingebracht, dem zufolge Homosexuellen, Pädophilen und Menschenhändlern das „Zertifikat des guten Ansehens“ verweigert werden kann. Dieses ist beispielsweise bei Bewerbungen oder Inskriptionen an der Universität notwendig. Das Gesetz ist noch nicht in Kraft.

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