Freitag, 26. April 2024
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LGBTI-Aktivist zu Tode geprügelt: Freisprüche für vier Polizisten

Heftige Proteste gegen das Urteil auf den Straßen von Athen

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Im Herbst 2018 erschütterte der brutale Tod des griechischen LGBTI-Aktivisten Zak Kostopoulos Griechenland. Am Dienstag wurden vier Polizisten, die auf den 33-Jährigen einprügelten, anstatt zu helfen, von einem Gericht in Athen freigesprochen.

Eine Verwechslung kostete den 33-Jährigen sein Leben

Kostopoulos wollte sich am 21. September bei einem Juwelier in der Athener Gladstonos-Straße vor einem Mob in Sicherheit bringen. Doch vom Juwelier wurde er fälschlich für einen Räuber gehalten. Der 73 Jahre alte Geschäftsmann schloss den 33-Jährigen in seinem Geschäft ein – und von dort versuchte er, zu flüchten. 

Ein Video zeigt, wie er verzweifelt versucht, mit einem Feuerlöscher das Glas der Eingangstür zu zerbrechen – was ihm nicht gelingt.  Auf allen vieren ist er schließlich durch eine zerbrochene Scheibe des Geschäfts gekrochen, wie auf dem Video ebenfalls zu sehen ist. 

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Die Polizisten prügelten auf den Regungslosen ein, anstatt zu helfen

Auf der Straße angekommen wurde er dann von einigen Männern umzingelt – darunter auch vom Inhaber des Geschäfts. Sie haben den 33-Jährigen getreten – auch gegen seinen Kopf. Er blieb regungslos am Gehsteig liegen.

Als mit einiger Verspätung acht Polizisten kamen, brachten sie den schwer verletzten Mann nicht in Sicherheit, sondern prügelten weiter auf ihn ein und legten ihm Handschellen an. Zak Kostopoulos starb, noch bevor er das Krankenhaus erreichte. Einer Autopsie zufolge hatte er aufgrund der harten Schläge einen Herzinfarkt erlitten.

Die Verantwortlichen kamen nur wegen tödlicher Körperverletzung vor Gericht

Im Jänner 2020 hat das Gericht in Athen schließlich vier Polizisten und zwei Geschäftsmänner wegen Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt. Einen Antrag von Kostopoulos‘ Familie, die Männer wegen vorsätzlichen Mordes anzuklagen, wurde abgelehnt. Nun gab es ein Urteil – das die Familie des Opfers nicht zufriedenstellt und das der Vater des Getöteten als „Witz“ bezeichnet.

Zwar wurden der Juwelier und ein zweiter Geschäftsmann schluldig gesprochen, Kostopoulos so schwere Verletzungen zugefügt zu haben, dass er daran starb. Sie wurden zur Höchststrafe von zehn Jahren Haft verurteilt, wie unter anderem Euronews  berichtet.

Die knappe Mehrheit der Schöffen sprach die Polizisten frei

Die vier Polizisten wurden allerdings freigesprochen. Dem Guardian zufolge hatte der Vorsitzende Richter eine Verurteilung der Polizisten empfohlen. Die Schöffenmehrheit hatte dies aber knapp mit vier zu drei Stimmen abgelehnt.

Diese Entscheidung führte noch im Gerichtssaal zu wütenden Protesten von Menschenrechtsaktivist:innen. „Das folgt der Tradition, dass Polizeigewalt von unseren Gerichten nie geahndet wird“, ärgerte sich Anny Paparousou, die Anwältin der Familie von Kostopoulos. Sie will weitere Rechtsmittel prüfen.

Das Urteil sorgte für Proteste – auch auf der Straße

Für Amnesty International Griechenland, ist die Entscheidung ein weiteres Beispiel, „dass Opfer unnötiger Gewaltanwendung und ihre Familien keine Gerechtigkeit erfahren“. Die Menschenrechtsorganisation hatte Kostopoulos‘ Tod schon zuvor als „Lynchmord“ bezeichnet.

Wie die linke Tageszeitung I Avgi  berichtet, demonstrierten in Athen mehr als 2.000 Menschen nach der Urteilsverkündung auf der Straße gegen die Freisprüche – und, dass der Tod des LGBTI-Aktivisten gerecht bestraft wird.

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