Freitag, 26. April 2024
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Franziskus: „Menschen in der Kirche“ für Ablehnung von LGBTI verantwortlich

Der Papst gibt sich versöhnlich - und übersieht dabei die eigene Lehre

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Erneut hat sich Papst Franziskus zu LGBTI-Menschen in der römisch-katholischen Kirche geäußert. Dabei hat er die Verantwortung von der Kirche als Institution auf die einzelnen Handelnden geschoben – was durchaus für Kritik sorgt.

In einem Brief gibt sich Franziskus versöhnlich: „Die Kirche ruft alle ihre Kinder zusammen“

LGBTI-Personen würden nicht „von der Kirche“ abgelehnt, sondern von „Menschen in der Kirche“, so das Oberhaupt ebendieser Kirche in einem Brief an das US-amerikanische Portal Outreach , der am Montag veröffentlicht wurde. Das Portal widmet sich LGBTI-Themen in der römisch-katholischen Kirche und wird vom liberalen US-Jesuiten James Martin geleitet.

Martin wollte vom Papst wissen, was er „einem LGBT-Katholiken, der sich von der Kirche abgelehnt fühlt“ sagen würde. Franziskus antwortete: „Die Kirche ist eine Mutter und ruft alle ihre Kinder zusammen. Nehmen Sie zum Beispiel das Gleichnis von den zum Festmahl Geladenen: ‚die Gerechten und die Sünder, die Reichen und die Armen, usw.‘ Eine ‚selektive‘ Kirche, eine ‚reinblütige‘, ist nicht die Heilige Mutter Kirche, sondern eine Sekte.“

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Kein klarer Kurs von Franziskus gegenüber LGBTI-Themen

Gottes Stil, so der Papst weiter, seien „Nähe, Bamherzigkeit und Zärtlichkeit“, so werde Gott gefunden. Gott sei „der Vater und er verleugnet keines seiner Kinder“. Homo- und transsexuelle Menschen, die sich für das Christentum interessierten, sollten die Apostelgeschichte lesen, empfiehlt Franziskus: „Dort werden sie das Bild der lebendigen Kirche finden.“

Mit dieser Antwort setzt Papst Franziskus seinen Zickzackkurs gegenüber queeren Gläubigen fort. Immerhin hatte der 85-jährige im letzten Jahr selbst das Segnungsverbot für gleichgeschlechtliche Paare bekräftigt – was besonders im deutschen Sprachraum für Empörung unter engagierten Katholik:innen gesorgt hat.

Der Katechismus widerspricht den freundlichen Aussagen von Papst Franziskus

Dem entsprechend bezeichnet Felix Neumann, Vorstandsmitglied der Gesellschaft katholischer Publizisten (GKP), in einem Kommentar auf katholisch.de  die Antwort des Papstes als „Gaslighting“: Dabei stellen Täter die Wahrnehmung der Realität ihrer Opfer in Frage, um ihren Realitätssinn und ihr Selbstbewusstsein zu untergraben.

„Der Papst erklärt den LGBTQ-Menschen, dass es die von ihnen wahrgenommene Diskriminierung und Verletzung durch die Kirche gar nicht gibt“, folgert Neumann aus den Antworten des Papstes – und verweist auf den gültigen Katechismus der Kirche, in dem es heißt, dass homosexuelle Handlungen biblisch „schlimme Abirrungen“ seien und „in sich nicht in Ordnung“.

Das würde „die Kirche“ sagen und nicht „Menschen in der Kirche“ – „und zwar lehramtlich verbindlich gegenüber gleichgeschlechtlich Liebenden“, so Neumann weiter. Das würde der Papst in seiner aktuellen Stellungnahme leugnen oder nicht zur Kenntnis nehmen.

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