Freitag, 26. April 2024
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„Stricher in Tank Tops“: So homophob ist Boris Johnson

"Stricher in Tank-Tops", "Schummrige Bars in Soho" und "Ehe zwischen drei Männern und einem Hund"

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Der britische Premierminister Boris Johnson hat am Donnerstag um 12.30 Uhr Londoner Ortszeit seinen lange erwarteten Rücktritt bekanntgegeben – zumindest als Chef der Konservativen Partei. Bis zur Wahl eines Nachfolgers will er aber noch Premierminister bleiben, was in der eigenen Partei für Unbehagen sorgt. Er zieht damit die Konsequenzen aus den diversen Skandalen und Rücktritten der vergangenen Wochen und Tage. So waren in den letzten Tagen mehr als 40 Regierungsvertreter:innen und Parteimitglieder aus Protest gegen den Führungsstil Johnsons zurückgetreten, unter anderem Finanzminister Rishi Sunak und Gesundheitsminister Sajid Javid.

Er stürzte über einen Abgeordneten, der betrunken andere Männer begrapscht hatte

Nach zahlreichen Affären, etwa um Parties während des Corona-Lockdowns, dürfte ihn letztendlich Fall Pincher zu Fall gebracht haben: Johnson hatte den Abgeordneten Chris Pincher in das Amt des stellvertretenden Klubchefs gehievt – obwohl er bereits wusste, dass es gegen ihn Vorwürfe wegen sexueller Belästigung gab. Pincher ist schließlich letzte Woche zurückgetreten, als öffentlich wurde, dass er in einem exklusiven Klub für Tory-Mitglieder betrunken zwei Männer begrapscht hatte.

Die LGBTI-Community im Vereinigten Königreich wird Johnsons Rückzug mit Erleichterung wahrnehmen. In der Vergangenheit ist Boris Johnson, der zuvor auch als Journalist und Kommentator gearbeitet hatte, immer wieder durch schwulenfeindliche Meinungen aufgefallen – auch im privaten Umfeld. So beschreibt der Journalist Jonathan Cooper im Telegraph, wie ihn der spätere Premierminister abfällig als „Shirt-Lifter“ bezeichnet  hatte – was Johnson ein Jahrzehnt später bestreitet hat.

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Labour-Minister Mandelson brachte er mit „Strichern in Tank-Tops“ in Verbindung

JohnsonBumBoys DailyTelegraph
Daily Telegraph

Als im Jahr 1998 mit Labour-Handelsminister Peter Mandelson einer der ersten hochrangigen offen schwulen Politiker zurücktreten musste, schrieb Johnson in einem Kommentar für den Telegraph, „Stricher in Tanktops“ würden deshalb „in ihr Pils blubbern“, und der Rücktritt würde in den „schummrigen Bars von Soho, die von Mandy und seinen Kumpels frequentiert werden“ wohlwollend anerkannt werden.

Zwei Jahre später kritisierte Johnson in einem Spectator -Artikel „den entsetzlichen Plan von Labour, den Unterricht über Homosexualität an Schulen zu fördern“.

Die Pläne der BBC, die Diskriminierung gegenüber LGBTI zu reduzieren und auch gleichgeschlechtlichen Partnern von Mitarbeitern Vergünstigungen für Ehepartner zu ermöglichen, nannte er im Telegraph einen Fake.

Ehe-Öffnung ermöglicht laut Johnson das Ja-Wort zwischen „drei Männern und einem Hund“

Im Jahr 2001 schrieb er in seinem Buch „Friends, Voters, Countrymen“, wenn die Öffnung der Ehe in Ordnung wäre, „und ich war mir bei diesem Thema unsicher – dann sehe ich keinen prinzipiellen Grund, warum eine Ehe nicht zwischen drei Männern, sowie zwei Männern oder sogar drei Männern und einem Hund geschlossen werden sollte“. 

Während seiner Zeit als konservativer Abgeordneter veröffentlichte Johnson außerdem einen Artikel, in dem er schrieb, es gäbe „ein Körnchen Wahrheit“ im Kommentar von Robert Mugabe, dem langjährigen homophoben Staatschef von Uganda, die Labour Party werde von „Homo-Gangstern“ geführt.

Als Außenminister verhinderte er die Ehe-Öffnung in Übersee-Gebieten

Außerdem meinte Johnson in einem weiteren Artikel, die Konservativen hätten recht, wenn sie sich von ihrer Parteiführung wünschen würden, „sich stärker gegen Schwule im Militär auszusprechen“.

Doch seine LGBTI-feindliche Politik hatte auch konkrete Auswirkungen: Als Außenminister hatte Johnson unter anderem dafür gesorgt, dass Lesben und Schwule in auf den Bermuda-Inseln und den Cayman-Inseln weiterhin nicht heiraten konnten –  obwohl sie als Staatsangehörige der UK Overseas Terrirories eigentlich britische Bürger sind, für die die Ehe geöffnet wurde.

Frauen mit Burka seien „Briefkästen“, ätzte Johnson 2018

Doch Johnsons Kommentare waren nicht nur homophob, sondern auch oft frauenfeindlich, islamophob oder ausländerfeindlich So hatte er 2018 in einem Artikel für den Telegraph Frauen, die eine Burka tragen, mit Briefkästen und Bankräubern verglichen. Später hat Boris Johnson seine verletzende Wortwahl verteidigt: Sie sei eine „starke, liberale Verteidigung“ des Rechts von Frauen, ihre Kleidung frei auszuwählen.

Seine anderen Aussagen hat Boris Johnson immer wieder damit verteidigt, dass sie entweder satirisch gemeint waren oder aus dem Zusammenhang gerissen worden wären. Eine Taktik, mit der er sehr lange durchgekommen ist – doch jetzt scheint er den Bogen offenbar endgültig überspannt zu haben.

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