Samstag, 27. April 2024
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Neubrandenburg: Pride-Flagge gestohlen, Hakenkreuzfahne gehisst

Der Hass gegen sexuelle Minderheiten hat in Mecklenburg-Vorpommern eine neue Dimension erreicht: Unbekannte hatten am Bahnhof von Neubrandenburg eine Regenbogenfahne gestohlen - und durch eine Hakenkreuzfahne ersetzt. Nun ermittelt der Staatsschutz, die Politik ist empört.

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Es passierte in der Nacht von Freitag auf Samstag: Die seit Mai 2022 dauerhaft gehisste Regenbogenfahne, die am Bahnhof zu Vielfalt und Toleranz aufrufen soll, wurde von Unbekannten gestohlen. Doch diesmal setzten die Täter:innen noch eins drauf: Dort, wo die Regenbogenfahne wehte, hissten sie stattdessen eine Hakenkreuzfahne.

Um 6.38 Uhr kam der Anruf eines Passanten

In der Früh bemerkte ein Passant die verbotene Nazi-Flagge und rief die Polizei. Dort ging der Anruf um 6.38 Uhr ein. Die Polizei entfernte die Hakenkreuzflagge und stellte sie sicher. Es war nicht das erste Mal, dass die Regenbogenfahne am Bahnhof von Neubrandenburg gestohlen wurde – zuletzt passierte das vor einem Jahr. Sie wurde immer wieder ersetzt.

Wie eine Polizeisprecherin bestätigte, ermittelt nun der Staatsschutz von Mecklenburg-Vorpommern in dem Fall. Es werde wegen des Verdachts der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ermittelt. Zeug:innen werden gebeten, sich zu unter der Telefonnummer +49/(0)395/5582-5224, bei jeder anderen Polizeidienststelle oder über die Onlinewache der Landespolizei melden.

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„Kein Dummer-Jungen-Streich hinter Diebstahl der Regenbogenflagge“

Für Nils Berghof , stellvertretender Vorsitzender des Vereins Queer-NB sind der Diebstahl der Regenbogenflagge und das Hissen des Nazi-Symbols Grund zur Sorge: „Es macht eben deutlich, dass es nicht ein Dummer-Jungen-Streich ist, sondern eine politische Agenda von rechts außen hinter dem gezielten Diebstahl der Regenbogenflagge steckt.“

Gegenüber dem NDR sagte er, dass es schon seit Wochen in Sozialen Netzwerken „scharfe Diskussionen“ über den am 19. August geplanten CSD gebe – unter anderem mit der AfD. „So schrieb der Neubrandenburger AfD-Bundestagsabgeordnete Enrico Komning von „,woken‘ Regenbogen-Unsinn, der Minderheiten-Interessen unverhältnismäßig überhöht“, ergänzt Vereinsobmann Marcel Spittel. Die Tat zeige, wie wichtig es sei, für die Rechte sexueller und geschlechtlicher Minderheiten zu kämpfen, so Berghof.

Innenminister: „Menschenverachtend und klar verfassungsfeindlich“

Auch ein Sprecher der Stadt Neubrandenburg verurteilte die Tat „auf das Schärfste“. Er sagte, dass mit der öffentlichen Inszenierung von rechtsextremen Symbolen eine neue Dimension der Verherrlichung der menschenverachtenden Ideologie des Nationalsozialismus in Neubrandenburg erreicht habe. Dies sei kein Kavaliersdelikt oder Jugendstreich, sondern eine Straftat. Der Angriff zeige, wie notwendig die dauerhafte Präsenz der Regenbogenflagge sei.

Auch die Politik in Mecklenburg-Vorpommern hat auf den Vorfall reagiert. „Das Hakenkreuz steht für die schlimmsten Verbrechen an der Menschlichkeit, die je von deutschem Boden ausgegangen sind – sie zu hissen ist nicht nur eine Straftat, sondern menschenverachtend und klar verfassungsfeindlich“, betonte Innenminister Christian Pegel von der SPD. Wer diese Flagge hisse, stelle sich „außerhalb unserer Gesellschaft“.

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