Mittwoch, 15. Mai 2024
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Ex-Chef von Abercrombie & Fitch soll Männer für Sex ausgebeutet haben

Der ehemalige Chef des Modelabels Abercrombie & Fitch und sein Partner, ein Brite, könnten sich wegen sexueller Ausbeutung von Männern verantworten müssen. Das geht aus Recherchen der BBC hervor.

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Über zwei Jahrzehnte hat der Unternehmer Mike Jeffries das ehemals verstaubte Modelabel Abercrombie & Fitch zu einer Marke gemacht, die mehrere Milliarden Dollar wert war. Eines der Geheimnisse der Marke: Sexy junge Männer mit Sixpack vor dem Geschäft, als Verkäufer oder Models. Doch dabei dürfte es nicht geblieben sein.

Sex-Parties mit Burschen, die sich die große Karriere erhofften

Wie die BBC  berichtet, sehen sich der heute 79-jährige Jeffries und sein Partner, der Brite Matthew Smith, nun mit Vorwürfen konfrontiert, Männer zwischen 2009 und 2015 sexuell ausgebeutet zu haben. Sie sollen sie für Sex-Parties angeworben haben. Stattgefunden sollen sie im New Yorker Haus von Smith oder Hotels in London, Paris, Venedig oder Marrakesch haben.

Die BBC hat während einer zwei Jahre dauernden Recherche auch mit acht Männern gesprochen, die als Models auf diesen Parties waren. Einige von ihnen behaupten, dabei ausgebeutet oder missbraucht worden zu sein. Einige Männer erinnern sich, dass sie nicht gewusst hätten, dass es bei den Veranstaltungen auch um Sex geht. Andere sagten, ihnen sei versprochen worden, bei Abercrombie & Fitch modeln zu können.

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Oralsex als Voraussetzung, um vorgelassen zu werden

So wie ein damals 23-Jähriger, der gegenüber der BBC erzählt, dass er 2010 dem Mittelsmann des Paares vorgestellt worden war. Dieser habe vorgeschlagen, dass ihn Bruce Weber, damals offizieller Fotograf von Abercrombie & Fitch, fotografieren solle. Dann machte er ihm klar, „dass ich mich weder mit Abercrombie & Fitch noch mit Mike Jeffries treffen würde, wenn ich ihn nicht Oralsex an mir vollziehen lassen würde“.

Auch andere Betroffene berichten, dass sie zunächst mit dem Mittelsmann Sex haben mussten, um zu den Parties, die sie als Karrierechance sahen, vorgelassen zu werden. Der Mittelsmann des Paares, der für die Vermittlung der Männer verantwortlich war, bestreitet jegliches Fehlverhalten und betont, die Männer gingen „offenen Auges“ auf diese Parties.

Mike Jeffries soll dem Model eine Flasche Poppers unter die Nase gehalten haben

Bei einer Veranstaltung in Mike Jeffries ehemaliger Residenz in den Hamptons hielt ihm dieser plötzlich eine Flasche Poppers unter die Nase, erinnert sich das Ex-Model. Später hatten sie zusammen Sex. Andere Schilderungen besagten, dass Jeffries und Smith entweder selbst Sex mit den Männern hatten oder sie auffordern, untereinander Sex zu haben. Danach sollen sie Kuverts mit großen Summen Bargeld bekommen haben.

Die BBC spricht von einer „gut geölten Maschine“. Dazu gehörten neben dem Mittelsmann, der die Männer „prüfen“ sollte, unter anderem „Recruiter“, die für ihre Vermittlung bis zu 1.000 Dollar bekamen, ein „Groomer“, der den Models zuvor auch die Intimbehaarung entfernen sollte, und eine bereits vorbereitete Schweigevereinbarung.

Droht dem Ex-Chef von Abercrombie & Fitch eine Anklage wegen Menschenhandels?

Nun fordern zwei ehemalige US-Staatsanwälte, die die Recherchen der BBC unabhängig voneinander geprüft haben, weitere Ermittlungen. So soll geklärt werden, ob Anklage wegen Menschenhandels aus sexuellen Gründen erhoben werden könne. Dieses Verbrechen lieg nach US-Recht vor, wenn ein Erwachsener unfreiwillig in einen anderen Bundesstaat oder ein anderes Land gebracht wird, um dort gegen Geld Sex zu haben.

Für Jeffries und Smith gilt die Unschuldsvermutung. Gegenüber der BBC waren sie nicht zu einer Stellungnahme bereit. Abercrombie & Fitch, das sich 2014 nach einigen Skandalen von Jeffries trennte, erklärte, es sei über das mutmaßliche Verhalten seines Ex-Chefs „entsetzt und angewidert“. Die BBC hat die Aussagen der acht Männer ausgiebig geprüft und nachrecherchiert – auch mit Dokumenten, die diese Aussagen untermauern.

Nicht der erste Skandal im Umfeld von Abercrombie & Fitch

Unumstritten war Jeffries schon während seiner Zeit als Geschäftsführer von Abercrombie & Fitch nicht. So soll er Mitarbeitende, die nicht seinem Schönheitsideal entsprachen, diskriminiert haben oder überdurchschnittlich hohe Ausgaben gehabt haben. Auch über den inoffiziellen Einfluss von Smith in der Firma gab es Beschwerden. Nach Umsatzrückgängen hat er die Firma 2015 mit einer Abfindung in der Höhe von gut 25 Millionen Dollar verlassen.

Die nun bekannten Vorwürfe sind nicht die ersten dieser Art im Umfeld von Abercrombie & Fitch. Bereits im Juni 2012 wandte sich ein Model an die Öffentlichkeit, weil ihm sein Agent gesagt hatte, er solle während des Shootings masturbieren. So könne der Fotograf den Gesichtsausdruck gleich nach dem Orgasmus einfangen, wurde ihm erklärt. Der Model-Agent war damals für eine Stellungnahme nicht erreichbar.